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Trainer:in werden: “Ich bin nicht hier, um zu bewerten, sondern um zu bestärken.”

Viele Trainer:innen unterrichten neben ihrer Anstellung oder ihrer Selbstständigkeit zusätzlich am WIFI. Und andere entdecken, dass sie zum Unterrichten geboren sind und bleiben auf Dauer. Soroush Foroughi hat noch während seines Studiums für die Berufsreifeprüfung am WIFI Salzburg Mathematik und Bautechnik unterrichtet. Später kamen weitere Kurse hinzu und heute ist er Leiter des Lehrgangs „Lehre mit Matura“ und zu 100 Prozent am WIFI engagiert.  

Interview: "Wenn du an dich selber glaubst, kannst du viel erreichen!"

WIFI-Blog: Herr Foroughi, wie verlief eigentlich Ihr Weg in die Erwachsenenbildung? 

Soroush Foroughi: Während meines Bauingenieurwesen-Studiums an der TU Wien habe ich nebenbei Nachhilfe in Mathematik und Statik gegeben. Damals ist mir aufgefallen, dass ich die Dinge so erklären kann, dass es für die Schüler:innen wirklich verständlich ist. Und als ich dann am Schreiben meiner Diplomarbeit war, suchte ich nach Abwechslung und habe mich beim WIFI Salzburg beworben. Dort bekam ich ziemlich schnell meinen ersten Kurs: Mathematik im Rahmen der Lehre mit Matura. Das war der Beginn. Dann kam auch der Fachbereich Bautechnik dazu und schließlich Workshops und Seminare im Bereich Persönlichkeitsbildung und Diversität. 

WIFI-Blog: Wie haben Sie den Übergang vom Nachhilfelehrer zum Erwachsenentrainer geschafft? 

Soroush Foroughi: Da ich kein Lehramtsstudium hinter mir hatte, habe ich mich gefragt, ob ich es überhaupt schaffe eine Gruppe mit 25 Teilnehmer:innen zu unterrichten. Da waren die kostenlosen Kurse der WIFI-internen Trainerakademie extrem wertvoll für mich. Ich lernte viel über Methodik und Didaktik, bekam aber auch psychologisches Basiswissen vermittelt. Zum Abschluss der Trainerakademie erhielt ich das offizielle WIFI-Österreich Trainerdiplom und bin seither am WIFI geblieben.  

WIFI-Blog: Inzwischen leiten Sie den gesamten Lehrgang Bereich „Lehre mit Matura”. Bleibt da noch Zeit zum Unterrichten? 

Soroush Foroughi: Ich habe die Leitung vor zwei Jahren nur unter der Bedingung übernommen, dass ich weiterhin unterrichten darf. Derzeit leite ich zwei Mathematik-Kurse, einen Bautechnik-Kurs und einige Persönlichkeitsbildungs-Seminare pro Jahr. 

WIFI-Blog: Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit am besten? 

Soroush Foroughi: Was mich erfüllt, ist, dass ich Jugendlichen, aber auch älteren Personen, zeigen kann: Wenn du an dich selber glaubst und die geeignete Unterstützung hast, dann kannst du viel erreichen. Und wenn ich sehe, wie die Teilnehmer:innen wachsen und sich weiterentwickeln.  

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"Erst wenn Menschen sich gesehen fühlen, beginnen sie zu lernen"

WIFI-Blog: Mathematik gilt ja als besonders gefürchtetes Fach in der Schule. Wie gehen Sie in Ihrem Training damit um? 

Soroush Foroughi: Viele Menschen bringen schlechte Erfahrungen mit Mathematik und sogar Angst mit in den Kurs. Zuerst muss ich also die Angst auflösen, denn sonst kann man nicht lernen. Ich schaffe daher eine Atmosphäre, in der alle Fehler machen dürfen. Ich bin auch nicht hier, um die Teilnehmer:innen zu bewerten, sondern um sie zu bestärken. Der Vorteil am WIFI-Kurs ist, dass niemand für eine gute Note alle Hausübungen bringen oder Zwischentests bestehen muss. Alles, was zählt, ist die Maturaprüfung selbst. Damit ist sämtlicher Druck erst einmal weg, innere Blockaden verschwinden und die Teilnehmer:innen öffnen sich. Insgesamt setze ich die Priorität auf die Beziehungsebene.  

WIFI-Blog: Wie darf man sich das konkret vorstellen? 

Soroush Foroughi: Bildung braucht Beziehung. Erst wenn Menschen sich gesehen fühlen, beginnen sie zu lernen. In den ersten zwei Monaten des Kurses wird ohnehin die Basis aus der Unterstufe wiederholt. Diese Zeit nütze ich, um die Teilnehmenden besser kennenzulernen und mein Interesse an jeder einzelnen Person im Kurs zu zeigen. So bekommen sie das Gefühl als Person wahrgenommen zu werden. Ich versuche auch eine Sprache zu verwenden, die jeder versteht, und ich achte auf Augenhöhe, bin also immer per Du mit den Teilnehmenden.   

WIFI-Blog: Gibt es ein Geheimrezept, mit dem Sie Angst abbauen können? 

Soroush Foroughi: Humor ist der Schlüssel, um Blockaden abzubauen. Ich bringe gezielt Leichtigkeit in den Unterricht, indem ich Geschichten erzähle. Gemeinsam lachen entspannt die Teilnehmer:innen und dann ist auch Lernen möglich. Ich habe auch schon gehört, dass ihnen Mathematik zum ersten Mal Spaß gemacht hat. 

WIFI-Blog: Zeigt sich der Erfolg dann auch beim Matura-Ergebnis? 

Soroush Foroughi: Definitiv. Ich hatte dieses Jahr zwei Kurse mit insgesamt 51 Teilnehmer:innen, die alle zur Matura im Mai angetreten sind. 50 von ihnen haben sie geschafft. Das ist für eine Zentralmatura in Mathematik grandios. 

WIFI-Blog: Wollen Sie uns auch von einem besonderen Erfolgserlebnis erzählen? 

Soroush Foroughi: Ein Teilnehmer mit Migrationshintergrund, so wie ich, kam einmal gleich am ersten Tag des Kurses zu mir und sagte: „Endlich steht jemand vorne, mit dem ich mich identifizieren kann. Und endlich verstehe ich Mathematik!“ –?Jetzt, Jahre später, hat er ein Studium abgeschlossen und ein Unternehmen gegründet, dessen Produkte in einer Supermarktkette verkauft werden. Zu sehen, was er erreicht hat, macht mir große Freude. 

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Foto: Michael Preschl