Moderation:
Er ist Ingenieur für Elektrotechnik und Certified Network Instructor. Sein eigentliches Interesse gilt aber der Gruppendynamik und Organisationsentwicklung. Sein Name:

Hammerer:
Richard Hammerer.

Der WIFI-Steckbrief:

Moderation II:
Beruf?

Hammerer:
Organisationsentwickler

Moderation II:
Wohnort?

Hammerer:
Salzburg

Moderation II:
Alter?

Hammerer:
46.

 ***

Moderation:
Richard Hammerer bezeichnet sich als Querdenker. Von Büros und Seminarräumen hält er wenig. Deshalb haben wir uns für das Gespräch auch in einem Lokal in Salzburg getroffen.

Hammerer:
Ja, ich verwende das da, vor allem den Gastgarten draußen, u.a. auch für Coachings von Studenten für Diplomandencoachings oder um mit Kunden – nachdem das alle in Salzburg kennen, leicht finden – um da Vorgespräche zu führen.

Moderation:
Hammerer hat sich zu Beginn seiner Karriere einen Namen als Techniker von Novell-Netzwerken gemacht und wurde nebenbei Trainer für EDV-Systeme.

Hammerer:
… Und irgendwann – ja – bin ich dann aus dieser technischen Schiene weggerutscht in Richtung Projektmanagement bzw. in Richtung Gruppendynamik. Weil ich gemerkt habe: Hoppala, technisch lässt sich sehr viel realisieren. Der Mensch, der noch komplexer ist als die Technik, die ich bedient habe, der hat mich dann mehr zu interessieren angefangen, warum es zwischen den Menschen nicht funktioniert. Und aus dem Grund scheitern fast alle Projekte.

Moderation:
Bei den Trainings von Hammerer steht die individuelle Lernkompetenz jedes Einzelnen schon seit Jahren im Mittelpunkt. Das neue WIFI-Lernmodell LENA, das für lebendige und nachhaltige Lehre steht, passt da perfekt. Denn im Mittelpunkt stehen dabei der Lernende, sein Lernprozess und vor allem die Stärkung seiner Selbstlernkompetenz.

Hammerer:
Emanuel Kant, der hat schon gesagt: Vernunft sieht nur ein, was sie selbst nach ihren eigenen Erkenntnissen hervorbringt. Dh also, der Mensch muss das Wissen selbst generieren. Und nicht so, wie es heute sehr viele Bildungsinstitute bzw. auch unsere Schulen machen: Reproduktion von Wissen. Dh, da kommen wir dann in die Richtung, die ein Universitätsprofessor in Wien auf der TU schon verurteilt hat. Er hat gesagt: Das ist nichts anderes als Bulimie-Lernen. Vier, fünf Tage frisst man den ganzen Theoriestoff hinein, kotzt ihn bei der Prüfung aus und drei Tage später ist der Mensch leer. Der weiß nichts mehr davon.

Moderation:
In der Theorie hört sich das sehr gut an. Wie sieht das dann aber in den Trainings aus?

Hammerer:
In der Praxis schaut es so aus, dass ich immer ganz genau überlegen muss, was ist jetzt Sinn, Zweck und Ziel von den einzelnen Bestandteilen, die im Seminar vorkommen. Dh, ich muss für mich dann einmal überlegen: Was wäre ein spannendes oder interessantes Szenario, wo zumindest Teile dieser Erkenntnis – die bei den ganzen Beteiligten hängen bleiben sollten – wo die selbst entwickelt oder selbst entdeckt werden? Dh, durch eine Aufgabenstellung, die ganz genau spezifiziert ist, wo ich aller Wahrscheinlichkeit nach annehme, dass genau damit diese Erkenntnis herausgefunden wird. Und zwar selber. Ich bin dann der Begleiter und Unterstützer auf dem Weg.

Moderation:
Die Eigenverantwortung und das selbstständige Entwickeln von Lösungen sind für Hammerer das Um und Auf – nicht nur bei seinen Trainings. Ein Unternehmen kann nicht erfolgreich sein, wenn es aus reinen Befehlsempfängern besteht. Denn so werden Innovation und Kreativität verhindert. Hammerer warnt vor einer Unternehmenskultur, in der der Chef eine Anordnerhaltung vorlebt und die Mitarbeiter sowie ihre Begeisterung und ihr Interesse unterdrückt. Er bringt dazu ein Zitat von einer ägyptischen Tonscherbe in der Cheopspyramide.

Hammerer:
Da steht drauf: Sklaven wollen nicht frei sein. Sklaven wollen Sklaventreiber sein. Weil das Einzige, was die beobachtet und gelernt haben, ist die Schönheit, am anderen Peitschenende zu stehen. Und deswegen wird bei solchen Führungskräften sehr häufig am Sessel gesägt. Und der, der danach raufkommt, ist der bessere Peitschenschwinger.

Moderation:
Innovation und Interesse an der Arbeit ist Voraussetzung für ein offenes Klima, in dem jeder Mitarbeiter seinen persönlichen Gestaltungsspielraum hat und sich weiterentwickeln kann. Eine Führungskraft benötigt dafür mehrere Skills.

Hammerer:
… Drei Qualitäten hat ein Psychologe, nämlich Rogers, schon Anfang des vorigen Jahrhunderts definiert. Das wären die Kongruenz, dh Authentizität, Echtheit. Ja, komplette Transparenz einer Person. Empathie und Respekt mit Wertschätzung verbunden. Dh, wenn eine Person diese drei Qualitäten leben würde, dann würde eines passieren: Die Mitarbeiter hätten Vertrauen. Die Mitarbeiter fühlen sich wohl, sie fühlen sich verbunden. Und aufgrund des Respekts und der Wertschätzung wäre auch eine sehr, sehr starke Weiterentwicklung der eigenen Potenziale, Fähigkeiten, Fertigkeiten möglich. Zusätzlich kommt noch als zentrale Komponente eine Qualität dazu – das ist die Toleranz. Die hat übrigens Watzlawick sehr gut definiert. Und genau diese vier Qualitäten wären so die optimalste Basis für eine Führungskraft.

Moderation:
Und was ist mit dem Know-how?

Hammerer:
Wir können uns die Frage anders stellen: Wenn ich heute einen Führerschein besitze, bin ich berechtigt, ein Auto zu führen. Was führt eine Führungskraft? Wen oder was führt eine Führungskraft? Führungskraft sollte Menschen führen. Also steht der Mensch im Vordergrund. Und wenn die einzelnen Personen Spezialisten in ihrem eigenen Know-how sind, ist die Kombinationsfähigkeit einer Führungskraft das Entscheidende. Und nicht, ob die Führungskraft das allwissende Know-how trägt.

Moderation:
Nicht das Fachwissen der Führungskraft entscheidet über die Qualität eines Unternehmens oder Teams, denn dafür gibt es Spezialisten. Was aber unbedingt dabei sein muss, ist eine Vision, die von den Mitarbeitern begeistert mitgetragen wird. Der Chef muss dann darauf achten, dass das Unternehmen auf Kurs bleibt. Und in brenzligen Situationen wie bei Mobbing oder Nichteinhaltung von Zielen das Ruder übernehmen. Wie beim echten Segeln, meint der passionierte Skipper.

Hammerer:
… Und da geht es einfach nach Kommandosprache. Dh, da gibt es definierte Kommandos. Und da kann es nicht sein, dass einer sagt: Soll ich das jetzt wirklich machen oder nicht? Weil wenn da irgendetwas danebengeht oder etwas nicht gemacht wird, kann es durchaus sein, dass eine Yacht an Land crashed. Dh, in Gefahrensituation gibt es einfach nur das Wort des Kapitäns. Aus. 

Musikalische Überleitung

Moderation II:
WIFI kurz und bündig.

Moderation II:
Wissen bedeutet für mich…

Hammerer:
Wissen ist etwas Vergängliches.

Moderation II:
Diese drei Dinge brauche ich für gutes Lernen…

Hammerer:
Eine lernfördernde Atmosphäre. Aufgabenstellungen, die interessant und spannend sind. Und die Sinnhaftigkeit.

Moderation II:
Drei Eigenschaftswörter, die mich beschreiben…

Hammerer:
Querdenker, Rebell, Hinterfrager aller Normen und Grundsätze.

Moderation II:
Buch oder Internet?

Hammerer:
Buch. Ich finde es einfach schön, wenn man ein Werk in Händen halten kann. Wo man drinnen blättern kann, wo man alles angreifen kann und wo man seine eigenen Notizen machen kann. Wo man gewisse Dinge durchstreichen kann, von denen man einfach sagt: Das gefällt mir jetzt nicht.