Seine Geschichte ist die klassische, viel zitierte Erfolgsgeschichte. So wie Steve Jobs mit „Apple“ in seiner Garage anfing, hat auch er eines der größten Unternehmen im „Greenbusiness“ in seiner Garage aufgebaut. Bereits im Alter von 22 Jahren hatte er bei Phillips 50 Mitarbeiter unter sich. Doch er wollte mehr. Heute ist er Inhaber des Unternehmens GREENoneTEC, Europas Marktführer im Bereich thermische Solarenergie mit einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. Sein Name:

Kanduth Robert.

Beruf?
Selbstständig.

Alter?
50.

Wohnort?
Techelsberg am Wörthersee.

Moderation:
Robert Kanduth war bereits in jungen Jahren in einer leitenden Position bei Phillips tätig. Sein Ehrgeiz trieb ihn aber weiter.

Kanduth:
Aber mit 25 habe ich angefangen nachzudenken – irgendwann muss es weitergehen. Ich habe wohl immer mehr Arbeiter dazu gekriegt. Ich habe dann die Mechaniker dazu gekriegt bei Philips in der Produktion. Also immer mehr Verantwortung. Aber in einem Konzern, so wie es damals war, war man an der Obergrenze. Ohne akademischen Titel gibt es kein Weiterkommen im Konzern. Das ist fast unmöglich. Also wirklich fast unmöglich. Das ist die Grundvoraussetzung. Und da habe ich gesagt, jetzt muss ich nachdenken. Die einzige Möglichkeit, wie ich weiterkommen kann, ist einfach selbstständig zu werden. Und da habe ich sehr lange nachgedacht, in welchem Bereich ich selbstständig werden kann. Und das war mir eigentlich nicht so wichtig, was es ist, sondern ich wollte einfach selbstständig werden.

Moderation:
Dass Robert Kanduth mit GREENoneTEC ein Solarunternehmen gegründet hat, das heute einer der Big Player ist, war reiner Zufall. Unter anderen Umständen hätte es auch zum Beispiel eine Reinigungsfirma werden können. Den Ausschlag für die Entscheidung pro Solartechnik gaben schließlich jene Menschen, die sich damals in Österreich zu Baugruppen zusammenschlossen und in ihrer Nachbarschaft in Eigenregie Solaranlagen auf den Dächern der Häuser montierten.

Kanduth:
Das war ein Zufall. Ich habe gesehen, wie die selbst gebaut haben und wie die wirklich damals nicht sehr professionell gearbeitet haben. Und da ich ein Maschinenbauer bin, habe ich mir gedacht, eigentlich kann ich das wesentlich besser, schneller und effizienter bauen. Und ich habe mich einfach mit Solar beschäftigt. Aber es war ein reiner Zufall.

Moderation:
Weiterbildung nimmt im Erfolgsrezept von Robert Kanduth einen gewichtigen Teil ein. Den Grundstein für seinen Erfolg legte er im WIFI, wo er sich das nötige Wissen für den Aufbau von  GREENoneTEC aneignete. Doch auch über andere Wege bildet sich Kanduth stets weiter. Ein Wissensvorsprung kann schließlich nicht nur in seiner Branche Gold wert sein.

Kanduth:
Wie ich Lehrling war, habe ich nebenbei alle Ausbildungen am WIFI gemacht. Wie ich Schlosser war, habe ich im zweiten Lehrjahr und im dritten Lehrjahr Sachen schweißen dürfen, die keine Gesellen haben schweißen dürfen. Weil ich schon die Schweißprüfungen gemacht habe. Ich habe alle Prüfungen im WIFI nebenbei am Abend gemacht. Ich bin vom Techelsberg runtergefahren und am Abend heim und dann zu Fuß raufgekommen. Dh, ich bin jeden Tag um 10 bis halb 11 am Abend heimgekommen, weil ich mich im WIFI immer weitergebildet habe.

Moderation:
Robert Kanduth hat sich im Jahr 1991 nebenbei selbstständig gemacht. Förderungen für den Aufbau seines Unternehmens bekam er keine. Das Rüstzeug für die Unternehmensgründung holte er sich dabei unter anderem auch beim WIFI.

Bis 1994 arbeitete Robert Kanduth parallel bei Phillips sowie am Aufbau seiner eigenen Firma und kam dabei regelmäßig auf über 80 Arbeitsstunden in der Woche. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits fünf Mitarbeiter. Heute sind es über 500. Der Arbeitsaufwand für ihn ist seitdem trotzdem geringer geworden.

Kanduth:
Ich habe jetzt sehr viele Führungskräfte, die mir sehr viel abnehmen. Ich habe eine junge Familie. Ich habe im Ganzen fünf Kinder. Mit der zweiten Frau habe ich vier Kleinere: 7, 8, 3 und 3 Monate. Dh, die Familie braucht auch eine Zeit. Ich muss sagen: Damals, es war schon so, dass mir das nicht so wichtig war. Die Motivation, selbstständig zu sein, doppelt zu arbeiten, war so stark – mir hat das überhaupt nichts ausgemacht. Ich habe 60, 70, 80 – also 60 Stunden war sehr wenig, bis zu 80 Stunden. Aber das war so motivierend, das war so ein Glücksgefühl, wenn das funktioniert. Da arbeitet man, egal was man tut, da macht einem das nichts mehr aus.

Moderation:
Der Markt, in dem GREENoneTEC tätig ist, ist großen Schwankungen unterworfen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Robert Kanduth und sein Team immer wieder neue Strategien entwickeln. Wissen und Weiterbildung sind dafür wichtige Bausteine. Der Multimillionär bildet sich in Eigenregie weiter, in dem er laufend im Bereich grüne Energie recherchiert. Privat stellt er sich immer wieder die Frage nach Glück und Zufriedenheit. Obwohl er sich selbst als zufriedenen Menschen bezeichnet, ist sein Leben von dem Willen nach mehr bestimmt.

Kanduth:
Ich war als Lehrling – oder immer als Kind – recht zufrieden. Ich wollte weiterkommen. Ich war recht zufrieden, wollte aber immer mehr. Dh, ich bin am Berg oben aufgewachsen. Mein Vater ist sehr früh gestorben. Dh, wir haben eher selbstständig sein müssen. Wie ich gelernt habe, bin ich um halb fünf in der Früh aufgestanden, dann zwei Stunden mit dem Bus in die Arbeit gefahren und wieder zwei Stunden heim. Und ich habe aber immer Geld gehabt. Ich habe immer so viel Geld ausgegeben, was ich gehabt habe.

Wie ich zu Philips gekommen bin und Meister war, war ich auch wieder zufrieden. Also ich war eigentlich immer zufrieden. Heute kann ich mir natürlich wesentlich mehr leisten. Es ist viel, viel einfacher. Es sind viele Sachen viel einfacher.

Moderation:
Zufriedenheit ist bei Kanduth mit Weiterentwicklung verbunden. Und so hat er nicht nur private Ziele, sondern natürlich auch berufliche. So plant er den Ausbau des Standortes in St. Veit und die Einrichtung eines Forschungszentrums. Seine langfristige Vision ist, das Europa bis 2050 energieautark wird. Dazu passend sollen natürlich auch die Marktanteile von GREENoneTEC steigen.

Kanduth:
Das Ziel ist 27, dann 29 Prozent. Das ist einfach das Ziel. Und die Organisation braucht Ziele. Unsere Mitarbeiter brauchen Ziele. Wenn wir sagen, wir sind mit 25 Prozent zufrieden, dann bleiben wir stehen und wir werden verlieren. Dh, wir müssen einfach immer weiter machen und immer weiter fordern. Und die Mitarbeiter brauchen das. Ich selbst, brauche das auch.

Moderation:
Eines ist gewiss: Menschen, wie Robert Kanduth, die sich aus fast nichts ein Imperium aufgebaut haben, sind Visionäre, die keinen Stillstand kennen.

Wenn auch Sie sich eine eigene Karriere aufbauen möchten, hat Robert Kanduth praktische Tipps parat.

Kanduth:
Erstens müssen Sie sich anschauen, ob das überhaupt möglich ist, ob Sie da erfolgreich werden können, ob das realistisch ist. Dann ist eines der wichtigsten Sachen – was die meisten vergessen – die Liquidität. Die meisten Jungunternehmer, die anfangen, haben ein riesiges Problem mit der Liquidität. Eine Firma braucht viel Geld, das man zwar privat nicht verdienen kann. Dann braucht man eine Organisation, dann braucht man eine Einrichtung. Das ganze braucht Geld. Dann braucht man für die Forderungen eine Liquidität. Dann hat man ein Lager und das kostet einfach. Schaut rechtzeitig auf die Liquidität. Das ist eine der wichtigsten Sachen. Und auf gar keinen Fall aufgeben. Und viel arbeiten. Und den Hausverstand walten lassen.

Moderation:
Wissen bedeutet für mich …

Kanduth:
Man sagt immer, Wissen ist Macht. Aber heute haben sich ein paar Sachen geändert. Wenn man irgendetwas nicht weiß, dann schaut man ins Internet und hat das innerhalb von ein paar Zehntelsekunden. Also man kann heute sehr viel nachschauen. Wissen heißt, gute Leute um sich scharen, die das schaffen können, die das Wissen haben – wenn man es selber nicht hat.

Moderation:
Das brauche ich für gutes Lernen:

Kanduth:
Ein Versuch ist mehr als tausend Theorien. Ich hasse, wenn man für alles Diplomarbeiten macht. Für jede Kleinigkeit. Mein Ziel oder meine Vorgabe ist probieren, Versuche machen. Schauen und aus den Versuchen lernen. Einfach günstige Versuche machen, schauen was rauskommt und dann anhand dieses Versuchen – wenn man irgendwas sehen kann, begreifen kann, nicht auf einen Plan hat, sondern begreifen kann – von dem, was man da hat, weiterverbessern und weiter, weiter, weiter machen. Das ist bis jetzt das Beste, was man machen kann. Tausend Versuche.

Moderation:
Drei Eigenschaftswörter, die mich beschreiben:

Kanduth:
Durchhaltevermögen, ich habe sicher einen gesunden Hausverstand, und ich gebe nicht auf.