Ursprünglich hat sie Lehramt studiert und wollte unterrichten, jetzt managt sie gemeinsam mit einem Team von Produktmanagern im WIFI die Aus- und Weiterbildung für Erwachsene. Ihr Name:
Alice Fleischer.

Alter?
41.

Beruf?
Produktmanagerin und Projektmanagerin.

Wohnort?
Wien.

Moderation:
Aktuell verantwortet Alice Fleischer ein ganz besonderes Projekt - nämlich LENA. Hinter LENA verbirgt lebendiges und nachhaltiges Lernen. Dieses Modell berücksichtigt die neuesten Erkenntnisse der Lernforschung.

Fleischer:
LENA ist aus der Idee entstanden, unsere Bildungsarbeit auf eine neue Ebene zu heben. Was unsere Kunden immer schon schätzen, ist einfach der hohe Praxisbezug. Dass von Experten aus der Praxis für die eigene Praxis gelernt wird. Und dieser Zugang zusammen mit den Erkenntnissen aus der Lernforschung, das ist jetzt LENA, das für lebendiges und nachhaltiges Lernen steht. Dh, auch konkret zu lernen und möglichst Erlerntes nachhaltig und langfristig anwenden zu können.

Moderation:
Mit LENA gehört das klassische Lernen, bei dem man sich von einem Vortragenden berieseln lässt, der Vergangenheit an. Denn lernen, so Fleischer, kann man nur selbst.

Fleischer:
Ich muss neues Wissen mit dem verknüpfen können, was ich schon im Kopf habe – mit meinen Erfahrungen. Es ist somit hoch aktiv, was da in meinem Kopf passiert. Dh, wenn ich gelungen gelernt habe, dann habe ich immer selbst gelernt. Genau das ist es, was wir mit LENA in unseren Kursen versuchen umzusetzen. Dh, den Rahmen zu schaffen, dass eben dieses lebendige und nachhaltige Lernen möglich wird. Also ein Lernen, das mich aktiviert. Das mir hilft, die Aufgabenstellungen am Arbeitsplatz zu lösen. Ein Lernen, das mich kompetent macht und mich selbstsicher macht, indem ich etwas eigenständig lösen kann. Ein Lernen, das wirkt. Und wir sagen natürlich auch gerne: Ein Lernen, das Spaß macht. Wobei Spaß bei uns jetzt nicht nur die Freude ist – der Spaß im wörtlichen Sinn – sondern natürlich unsere methodische Richtschnur.

Moderation:
„S.P.A.S.S.“ ist die Abkürzung für S wie selbstgesteuert, P wie produktiv, A wie aktivierend, S wie situativ und S für sozial. Treffen diese Punkte zu, kann ich auch nachhaltig lernen. Personen, die bislang Wissenserwerb mit passiven Zuhören und Auswendiglernen verbunden haben, bekommen durch LENA einen neuen Zugang zum Lernen. Anhand einfacher Methoden können so auch Vorträge lehrreicher werden.

Fleischer:
Da gibt es eine ganz einfache Methode, wie ich diesen etwas lehrgerechter für mich als Zuhörer gestalten kann. Das ist die sogenannte Wissensleine. Ich nehme mir einfach ein Kärtchen mit und notiere mir in drei Spalten Ahas: Das will ich mir merken und das möchte ich umsetzen. Und da höre ich viel gezielter dem Vortragenden zu und höre viel bewusster auch auf das, was für meine eigene Praxis Relevanz hat. Insofern wird es dadurch mit Sicherheit nachhaltiger.

Moderation:
Die WIFI-Trainer sind LENA gegenüber positiv aufgeschlossen, weil sie ihre eigenen Inhalte mit neuen Impulsen der Teilnehmer bereichern. Dazu gehören Fragen, die sie sich selbst möglicherweise noch gar nicht so gestellt haben. Auch das ist LENA – nämlich, dass hier jeder von jedem lernt. Trainer und Kursteilnehmer. Und damit ändert sich natürlich auch die Rolle des Trainers.

Fleischer:
Der Trainer gibt lediglich die Impulse, den Rahmen – aber der Teilnehmer, der Lerner lernt selbst. Er arbeitet selbst. Und genau darum geht es. Ich muss mich einfach zurücknehmen als Lehrender, als Trainer. Und das ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben, die ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen kann, die man als Lehrer hier hat. Aber selbst im Umgang im Privaten mit meiner Tochter – ich frage mich oft: Wann sollte ich eingreifen? Seit ich mich mit LENA beschäftige, warte ich länger zu, bis ich eingreife und unterstütze. Und es stimmt. Je mehr man selbst tun lässt – dieses „selbst tun“ ist noch immer das Wirksamste. Bei meiner eigenen Tochter, die in die erste Klasse geht, sehr stark zu erkennen.

Moderation:
Das alles geht natürlich nicht auf Knopfdruck. Die WIFI-Trainer besuchen spezielle Trainings, in dem sie neue Methoden erleben und sie aktiv mit ihren eigenen bisher angewandten reflexiv vergleichen können. Die WIFI-Trainer und das LENA-Team haben gemeinsam zahlreiche Standards ausgearbeitet. Dazu gehört der schon vorgestellte S.P.A.S.S.-Raster als qualitative Richtschnur für den Methodeneinsatz. Zu den Standards gehört auch das Trainerkompetenzprofil, das genau jenes Können der Trainerinnen und Trainer beschreibt, das die Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen erfolgreicher lernen lässt.

Fleischer:
Trainer haben die Möglichkeit, auch das WIFI-Trainerdiplom und in weiterer Folge das WIFI-Trainerzertifikat zu erwerben. Das genau einen Nachweis dafür gibt, dass ihre Trainings, ihre Haltung und ihr Zugang zum Lernen diesen neuesten Erkenntnissen der Lernforschung Rechnung trägt. Und dass jemand mit einem WIFI-Trainerzertifikat auch in der Tat in der Lage ist, als Lernbegleiter zu fungieren und Teilnehmer, Lernende, bestmöglich auf dem Weg zu ihrem Erfolg zu unterstützen.

Moderation:
Übrigens: Manche denken, dass beim selbstbestimmten Erarbeiten der Inhalte durch die Teilnehmer wichtige Themenschwerpunkte zu kurz kommen. Es tritt eher das Gegenteil ein, wie Alice Fleischer anhand eines Beispiels zum Thema Sicherheitsrichtlinien beim Schweißen in der Lehrlingsausbildung zeigt.

Fleischer:
Hier hat ein Trainer die Bestimmungen im Rahmen einer Parlamentsdebatte ausarbeiten lassen – von den Teilnehmenden selbst. Das Ergebnis war, dass die Regeln, die ausgearbeitet wurden, viel strenger waren als die eigentlich gesetzlich vorgegebenen. Dass die Regeln im Endeffekt viel stärker eingehalten wurden von den Teilnehmenden, viel stärker eingefordert wurden allfällige Verstöße gegen die Regeln. Und dass der Trainer auf diesen Bereich im Rahmen des Trainings gar nicht mehr eingehen musste – auf den Bereich Sicherheit. Das haben die Teilnehmenden selbst verantwortet.

Moderation:
Und haben Sie jetzt auch Lust auf LENA bekommen? Sie werden sehen, dass Sie sich Wissen leichter aneignen und merken, wenn Sie es sich aktiv erarbeiten. Und Spaß macht es obendrein!

Fleischer:
LENA ist ja in Wahrheit viel mehr ein Weg als ein Ziel. In dem es natürlich darum geht, sich auszutauschen und gemeinsam mit anderen Lösungen zu erarbeiten. Aber ein Weg, bei dem es auch darum geht, seinen eigenen optimalen Lernprozess zu finden. Und natürlich wird es Momente geben, wo man alleine lernt, alleine reflektiert, alleine nachdenkt. Aber es wird auch Momente geben, wo es gut ist, sich mit anderen auszutauschen. Und die Kunst ist es letztlich zu wissen, und für sich selbst herauszufinden, was man wann am besten macht. Für welche Problemlösungen man welchen Weg wählen sollte.

Moderation:
Wissen bedeutet für mich …

Fleischer:
Wissen ist für mich die Fähigkeit, jene Dinge zu benennen, die ich brauche, um Probleme lösen zu können.

Moderation:
Diese drei Dinge brauche ich für gutes Lernen:

Fleischer:
Lust, Ruhe und einen konkreten Fall. Also einen konkreten Grund, warum ich etwas lernen soll.

Moderation:
Drei Eigenschaftswörter, die mich beschreiben:

Fleischer:
Neugierig, begeisterungsfähig, chaotisch – ein bisschen.

Moderation:
Buch oder Internet?

Fleischer:
Beides. Lesen entspannend, geht nur mit Buch. Recherchieren, kurze Inhalte suchen, Internet. Ganz klar.