Man ist auf sich alleine gestellt, muss sich selbst durchschlagen, neu organisieren, ein neues soziales Umfeld mit Freunden aufbauen. Trotzdem – oder gerade deshalb träumen viele Österreicher von einem Job im Ausland. Denn eines ist klar: Mit dem Gang in ein fremdes Land steigen auch die Karrierechancen. Markus Tomaschitz ist Geschäftsführer von Magna Education & Research. Er war und ist selbst viel im Ausland unterwegs – als Manager und Vortragender.

Tomaschitz:
Die prägendsten Erfahrungen, die man im Ausland insgesamt machen kann, ist mit Sicherheit die Erfahrung, auf eigenen Beinen zu stehen. Das ist ein ganz wesentliches Element der Auslandserfahrung.

Moderation:
Damit Sie überhaupt für einen Auslandaufenthalt in Frage kommen, müssen Sie für einen international tätigen Betrieb arbeiten. Wenn Sie schon im Vorfeld – beispielsweise als Student – Auslandserfahrungen gesammelt haben, besitzen Sie einen großen Startvorteil, weiß WIFI-Trainer Hubert Lehenbauer.

Lehenbauer:
Für mich ist – das was ich bei Bewerbungen gesehen habe - der Vorteil der FHs, dass die alle Auslandssemester haben. Was bei Uni-Absolventen nicht ist, weil es nicht verpflichtend ist. Das fällt mir auf, dass alle FH-Absolventen, egal ob Bachelor oder Master, einfach bereits mit einem Auslandssemester daherkommen und natürlich das schon vorweisen können.

Moderation:
Für einen Job im Ausland gilt, je jünger Sie sind, desto leichter fällt´s. Wenn man schon eine Familie gegründet und ein breites soziales Netzwerk aufgebaut hat, wechselt man den Lebens- und Arbeitsort schwerer. Die Familie muss in diesem Fall unbedingt schon zu Beginn eingebunden werden.

Tomaschitz:
Wir versuchen immer, die Familie frühzeitig einzubinden. Wir versuchen natürlich auch den jeweiligen Partner, Frau oder Mann des zu Entsendenden, aktiv hier in den ganzen Prozess der Entsendung mit einzubeziehen. D. h., einen Job zu suchen, für die Kinder eine Ausbildungsstelle zu finden, Kindergärten, Schulen usw.

Moderation:
Große Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern ein gezieltes Programm zur Vorbereitung auf den internationalen Einsatz. Bei kleineren Unternehmen muss sich der Mitarbeiter oft selbst ein Vorbereitungsprogramm erstellen.

Lehenbauer:
Ja, da gibt es natürlich unterschiedliche unterstützende Institutionen, die einfach ein Unternehmen fördern. Ebenso wie die Wirtschaftskammer, die da einfach Informationsstellen hat, wo man sich über das Land und die wirtschaftlichen Vorgänge informieren kann. Das WIFI als Ausbildungsinstitution, verschiedenste Förderstellen, die einfach Informationen und finanzielle Unterstützung anbieten für die jeweiligen Länder.

Moderation:
Nicht alle sind für einen internationalen Job geeignet. Für Tomaschitz müssen Sie drei Dinge mitbringen: Erstens müssen Sie örtlich und geistig flexibel sein, um sich auf den neuen Kulturkreis einzulassen.

Tomaschitz:
Das zweite ist mit Sicherheit die Sprache. Damit meine ich wirklich, Englisch sprechen können. Das geht über das hinaus, dass man im Radio einen Song versteht, sondern wirklich in der Lage zu sein, sich zu verständigen oder sich auseinanderzusetzen. Der dritte Teil steckt wieder in meiner ersten Antwort. Eigeninitiativ, selbstständig – wenn man diese Dinge nicht mitbringt, wird es sicherlich schwierig.

Moderation:
Österreichische Experten sind aktuell in den BRIC-Ländern, also Brasilien, Russland, Indien und China, gefragt. Aber auch Einsätze in den benachbarten Oststaaten und in Polen boomen.

Egal ob Shanghai oder Prag – viele Mitarbeiter brechen nach einer Anfangseuphorie vorzeitig ihren Auslandsjob ab, weil die Erwartungshaltungen viel zu groß waren.

Lehenbauer:
Ja, man kennt das Land vielleicht von einem Kurzausflug. Man kennt Prag, weil das die goldene, schöne Stadt ist. Man hat dort ein tolles Wochenende verbracht. Und wenn man dann hört, dass man eine Zeitlang auf Prag gehen kann, dann sagt man, wunderschön, genau dort wollte ich hin. Nur schaut das – wenn man längere Zeit dort ist – dann kommt auch einfach der Alltag und dann ist das einfach ein anderer Ablauf. Eine gewisse soziale Isolation ist natürlich relativ schwierig und du musst schauen, wie gehst du um damit. Wenn man am Abend von der Arbeit heimkommt und es ist dein Umfeld nicht da.

Moderation:
Lehenbauer empfiehlt, offen auf die Menschen im neuen Land zuzugehen, denn dann werden Sie auch gleich besser aufgenommen.

Lehenbauer:
Man erkennt sofort, wenn man ein paar Sachen annimmt, ein paar Sachen lernt, dass man einfach viel offener aufgenommen wird. Es geht darum, zu grüßen, die Zahlen bis 100 zu können, die einfachsten Speisen zu bestellen, die einfachsten Getränke zu bestellen, danke bitte, hallo wie geht es, zu sagen. Man wird ganz anders aufgenommen. Und dann wechselt man in der Kommunikation auf Englisch. Das ist ein erster wichtiger Schritt, wo man sich einlässt auf das andere Land.

Moderation:
Das Geld ist nur selten das Hauptargument für den Schritt über die Grenze. Denn natürlich sind oft die Lebenserhaltungskosten im neuen Land höher. Was viele ebenso vergessen, die soziale Absicherung in Österreich fällt für die Zeit der Auslandstätigkeit weg. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die spätere Pension.

Tomaschitz:
Da gibt es die sogenannten Transferzahlungen. Also nehmen wir das Beispiel Kanada: Sie kommen nach Kanada, werden in Kanada angemeldet, zahlen dort natürlich ein ähnliches System wie hier – in den USA müssen sie mehr oder weniger selber schauen, dass es funktioniert mit der Pensionierung. Wir als Firma bieten auch eine eigene Pension an, es gibt aber auch eine staatliche mittlerweile. Aber dann am Ende werden diese Jahre wieder angerechnet und da kommt zu Ihrer Pension die kanadische Pension als Transferzahlung wieder dazu.

Moderation:
Die meisten Mitarbeiter wagen den Schritt ins Ausland, um Ihre Stellung innerhalb des Unternehmens zu pushen. Dabei kann gerade die Entfernung zur Zentrale ein Karrierebremser werden, weil man bei den Chefs in Vergessenheit gerät.

Tomaschitz:
Die Kommunikation ist hier ganz entscheidend. Viele machen den Fehler, gehen ins Ausland, sind dann dort dermaßen beschäftigt, was ja auch verständlich ist, dass sie kaum mehr für irgendetwas Zeit finden, schon gar nicht mehr auch mit den Kollegen dann zurück zu telefonieren und wundern sich nach 5 Jahren, warum man sie – ich will nicht sagen vergessen hat, aber sie zumindest nicht mehr in der vordersten Front mitspielen. Da ist auch Selbstschuld dabei.

Moderation:
Halten Sie Ihre Vorgesetzten über Ihren Arbeitsbereich am Laufenden – egal wie weit entfernt Sie von der Zentrale sind. Wenn Sie diese Kommunikation konstant aufrecht erhalten, haben Sie einen großen Schritt für eine erfolgreiche Auslandskarriere gesetzt.

Und Sie werden sehen, von den Erfahrungen daraus werden Sie auch noch zehren, wenn Sie längst wieder zu Hause sind!