O-Ton Johannes Gutmann:
Guten Morgen! Da ist die Keimzelle, da ist früher der Kuhstall gestanden. Aus diesem Kuhstall ist dann dieser Laden entstanden, den wir aber noch einmal verdoppeln werden.

Moderatorin:  
Johannes Gutmann hat gut lachen, wenn er sein Unternehmen Sonnentor vorstellt. Dabei wurde seine Firma nach einer persönlichen Krise gegründet. Sein Job wurde gestrichen, und in naher Umgebung war auch kein neuer Arbeitsplatz in Aussicht. Erst mit der Idee, Biobauern auf seine Seite zu bringen und deren Kräuterprodukte gezielt zu vermarkten, schaffte Gutmann den Durchbruch. Heute verschafft Sonnentor im Waldviertel bis zu 200 Arbeitsplätze, mit Landwirten und Verpackern sind es sogar bis zu 350 Mitarbeiter. Auch Heinz Hanner, Paradegastronom in Mayerling, durchlebte vor seinem Durchbruch eine existenzbedrohende Krise.

O-Ton Heinz Hanner: 
Krise war für mich von Anfang an, als ich begonnen habe, ein Gourmetrestaurant zu machen, 1985. Das heißt: täglich viel arbeiten, 18 Stunden arbeiten, sieben Tage die Woche, kein Geld verdienen. Die große, wirkliche Krise war dann 2002, wir haben hier umgebaut. Die Krise wurde ausgelöst durch Baukostenüberziehungen, weil Baufirmen nicht fertig geworden sind und keine Termine eingehalten haben.

Moderatorin:  
Der Umbau seines Betriebs verzögerte sich, die Kosten explodierten, und die Banken drehten den Geldhahn ab. Die Zweifel, das Ruder noch umzudrehen, wurden immer größer.

O-Ton Heinz Hanner:  
Wenn es schiefgeht, bin ich pleite bis ans Lebensende. Und was mache ich dann? Und dann habe ich meiner Frau gesagt: Glaubst du, können wir bei deinen Eltern dann wohnen, wenn es in die Hosen geht? Und sie hat gesagt: Na sicher, sie haben einen Bauernhof, ein paar Zimmer. Also da können wir sicher wohnen, das war überhaupt kein Problem. Und in dem Moment, wo ich mir keine Sorgen mehr gemacht habe, wo werden wir wohnen, haben wir es durchgezogen.

Moderatorin: 
Bei Hanner begann der Durchstart zum Erfolg mit professionellem Coaching und dem Umschalten in der Denkweise. Er fand heraus, dass Architekt und Baufirma grob fahrlässig handelten, und steuerte dementsprechend entgegen. Wann merkt aber ein Unternehmer vorab, dass es im Betrieb hakt? Eine einfache Hilfe sind die Zahlen. Wenn beispielsweise Fixkosten wie Betriebskosten und Miete nicht mehr locker bezahlt werden können, wird es kritisch. Johannes Gutmann setzt intern aufs Lernen von eigenen Fehlern.

O-Ton Johannes Gutmann: 
Wir hatten auch in unserer Geschichte oft nicht so gute Jahre, wo ich genau gewusst habe im Nachhinein, warum. Aber genau das, sich immer wieder selbst auf den Prüfstand stellen, das Hinterfragen, warum, dann hat man die Möglichkeit, neue Wege zu erkennen.

Moderatorin:  
Damit es erst gar nicht zum Existenzkampf kommt, ist für Johannes Gutmann strukturierte Innovation das Mittel zum Zweck. Denn es nützt wenig, wenn man als Firma sagt, wir werden ab sofort auf die Wünsche der Kunden hören, wenn man die Umsetzbarkeit nicht mitplant.

O-Ton Johannes Gutmann: 
Ich muss in der Firma sicherstellen, dass es eine eigene Produktentwicklungsabteilung gibt. Die kann von einem besetzt sein oder von einer oder von zwei oder drei, nur die Ziele müssen klar vorgegeben sein. Ich muss denen sagen, ja ab heuer wollen wir das und das entwickeln für die Vorstellung nächstes Jahr, für diese Messe. Das heißt, ich muss ein Zeitlimit geben, bis wann das Produkt fertig entwickelt werden soll, wer soll uns dabei helfen – ob das jetzt Forschung und Entwicklung ist, ob wir Know-how von außen zukaufen –, das heißt, es muss klar sein und ein Ablauf in der Organisation da sein, der es auch machen kann. Wir wollen, dass es umgesetzt wird. Wir sind Künstler: Wenn ich nur will, bin ich ein Wünstler. Das heißt, es geht wirklich um das konkrete Schritt-für-Schritt-Umsetzen.

Moderatorin:  
Die Firma Sonnentor steckt jährlich fünf Prozent ihres Umsatzes in die Marketing-, Innovations- und Produktentwicklungskonzeption. Es gibt auch Konzerne, die bis zu zehn Prozent investieren. Geld sei aber, so Gutmann, nicht alles. Es funktioniere auch mit einfachen Mitteln.

O-Ton Johannes Gutmann:  
Ich brauche einfach gute Instrumente wie das WIFI oder auch andere Zubringer, Berater, die uns zur richtigen Zeit die richtigen Instrumente geben. Nur, ich muss erkennen, welche Instrumente ich brauche. Und dazu gibt es viele Angebote. Und die meisten Unternehmer wissen oft halt nicht zu unterscheiden, was jetzt zu diesem Zeitpunkt das Richtigste und das Wichtigste im Unternehmen ist. Und dadurch gibt es sehr oft Unklarheit.

Moderatorin:  
Eines ist sowohl für Hanner als auch für Gutmann klar: Es darf keinen Stillstand geben, egal ob es sich um einen Gastrobetrieb oder aber um ein Produktionsunternehmen handelt. Auch hier muss man als Unternehmer klare Regeln schaffen. Wichtig: Es geht nicht um vollkommen neue Erfindungen, wohl aber um das Hinterfragen jedes einzelnen Produktes.

O-Ton Johannes Gutmann: 
Gut laufende Produkte bedürfen mindestens jedes zweite oder dritte Jahr einer Überarbeitung. Und das alleine bringt so einen großen Arbeitsaufwand und so einen Schwung im eigenen Unternehmen, dass damit diese Dynamik immer wieder aufrechterhalten wird. Also dieses laufende Überarbeiten bringt tägliches neues Umsatzpotenzial.

Moderatorin: 
Heinz Hanner stellt für den Erfolg seines Betriebs drei Regeln auf: Die erste Grundregel ist, mit offenen Augen und Ohren durchs Leben zu schreiten. Vor allem, was die eigene Branche betrifft.

O-Ton Heinz Hanner:  
Das Zweitwichtigste ist immer, seine Mitarbeiter zu fragen, habt ihr Ideen dazu. Also wir haben ein Ideenmanagementsystem integriert bei uns. Die Ideen werden auch belohnt, wenn sie umgesetzt werden und realisiert sind. Und das Dritte ist, den Gast zu fragen. Da kriegt man eigentlich sehr, sehr wertvolle Informationen. Also eigentlich Mitarbeiter und Gäste, das ist einmal das eine, was extrem wichtig ist. Und das zweite ist wirklich mit offenen Augen durchs Leben zu gehen.

Moderatorin: 
Und dann geht es wieder an das strukturierte Umsetzen. Denn wenn man den Kunden schon nach seinen Wünschen und seiner Kritik fragt, dann muss man die Ergebnisse auch in konkrete Taten umsetzen. Angst vor einer erneuten Krise hat Hanner jetzt nicht mehr.

O-Ton Heinz Hanner: 
Nein, definitiv nicht, weil ich habe einmal diese extreme Krise überwunden, und seitdem weiß ich eigentlich, dass mir nichts mehr etwas anhaben kann.