Moderation:
Sich richtig auszudrücken ist eine Kunst. Flüssiges Sprechen fällt vielen Menschen sehr schwer. WIFI-Coach Dr. Peter Fürstner weiß, wie schwer es sein kann, die richtigen Worte zu finden.

O-Ton Dr. Fürstner:
Ein Erlebnis, das mich geprägt hat. Schon vor Jahrzehnten. Zu Beginn meiner Tätigkeit. Ich habe auch einmal Farbbildvorträge gehalten. Und das war der erste Vortrag in Wien, in der Urania: „Wanderungen in den Niederen Tauern“. Ich habe mir damals vorgestellt, dort werden ein paar verschränkte Pensionisten oder sonstige Leute, die halt zufällig dort sind, als Zuhörer sein. Dann kam ich in den Saal, und dort waren circa 150 Teilnehmer. Der Saal war überhitzt. Mir hat es am Anfang schon fast die Stimme verschlagen. Das hat sich gesteigert, gesteigert, gesteigert - bis ich schon fast einer Ohnmacht nahe war, und mit hochrotem Kopf einfach den Saal verließ, auf die Toilette ging, mich ein bisschen restaurierte. Dann bin ich wieder zurückgekommen, und der halbe Saal war leer. Und dann konnte ich mehr oder weniger, so recht als schlecht den Vortrag zu Ende bringen.

Moderation:
Damit Sie sich einen hochroten Kopf sparen können, gibt es einige Tricks. Für Media-Trainerin und Moderatorin Regina Preloznik, ist das A und O für das richtige Sprechen, Vorträge, Präsentationen und ähnliches in „Sprechsprache“ vorzutragen. Das heißt: Kurze Sätze formulieren. Am Ende des Satzes mit der Stimme etwas nach unten gehen. Und keine langen Sätze, wie man Sie zum Beispiel in der Zeitung liest, verwenden.

O-Ton Regina Preloznik:
Also diese Sätze, wo Sie sagen, „und unter Bezugnahme auf konnte festgestellt werden, dass worunter wir dann zusammen zu dem gemeinsamen Ergebnis kommen könnten unter Umständen“, also da sind sieben Beistriche dazwischen, das ist Schreibsprache aber nicht Sprechsprache. Das kann ich nachlesen, wenn ich's in der Zeitung lese, das kann ich nochmals lesen, wenn ich's nicht verstanden habe, aber Sprechsprache für eine Präsentation, für eine Sendung, für eine Moderation ist das A und O, weil, wenn Sie mir zuhören, müssen Sie's in der Sekunde verstanden haben.

Eine zweite wichtige Sache ist, dass Sie sich in der Vorbereitung im Idealfall nichts aufschreiben. Weil in dem Moment, wo Sie beginnen aufzuschreiben, eine Moderation oder eine Präsentation, sind Sie nicht mehr in der Sprechsprache.

Und der dritte Punkt vielleicht noch für das richtige Sprechen ist die Verständlichkeit. Verständlichkeit erreichen Sie dadurch, dass Sie artikulieren, also sprich den Mund beim Sprechen ein bisschen aufmachen, ein bisschen bewegen, ein bisschen modulieren auch, mal höher, mal tiefer, mal leiser, mal lauter, also nicht so gleichförmig auf einer Ebene dahinplappern, und dann irgendwann spätestens nach drei Minuten schlafen alle sowieso ein, weil da ist kein Punkt und kein Komma und keine Höhe und keine Tiefe, das geht in einem Brei durch.

Moderation:
Damit Ihnen die Zuhörer wie gebannt an den Lippen hängen, gilt es jedoch, gewisse Wörter und Formulierungen zu vermeiden.

O-Ton Dr. Peter Fürstner:
Das sind die so genannten Weichmacher. Einfaches Beispiel: „Wie geht es dir heute?“ - „Naja, es geht mir relativ gut.“ Da bin ich genauso gescheit wie vorher. Wörter wie: relativ, eigentlich, eventuell, wahrscheinlich. Und ganz an der Spitze der Unwörter: das berühmte „man“. „Man sollte jetzt wirklich etwas unternehmen.“ Wer ist das, dieser „man“?

O-Ton Regina Preloznik:
Kein Konjunktiv, keine Füllworte wie „möglicherweise“ oder „vielleicht“, und das kann man auch üben, wenn Sie beim Bäcker stehen und ein Brötchen bestellen oder eine Semmel bestellen. Wir stehen immer im Geschäft und sagen, „Dürfte ich bitte...“ oder „Könnte ich vielleicht eine Semmel haben“. Das ist zwar höflich aber in Wahrheit nicht richtig, weil dann kann der Bäcker darauf sagen: „Nein“ oder „Ja“. Sie wollen aber die Semmel, also müssen Sie sagen „Ich möchte bitte diese Semmel hier“.

Moderation:
Eine weitere gute Übung, um sich richtig auszudrücken, ist es sich selbst mit dem Handy oder der Videokamera aufzunehmen. Dadurch können Sie sich an Ihre eigene Stimme gewöhnen. Mögliche Fehler, wie zu lange Sätze oder falsch ausgesprochene Wörter, können so korrigiert werden. Aber auch die tägliche Zeitung kann zum Sprachtraining beitragen.

O-Ton Regina Preloznik:
Dass Sie sich eine Zeitung hernehmen und die einfach laut vorlesen beispielsweise. Einfach damit Sie hören, wie klingen denn die Sachen, die ich da ausspreche. Vielleicht auch das Ganze mit der Bauchatmung. Also Bauchatmung heißt, ich atme durch die Nase ein, atme die ganze Luft hinunter in den Bauch, also nicht in die Brust, nicht oben, sondern wirklich, der Bauch muss dick werden, und dann kann ich die Zwerchfellpresse anspannen, und wirklich in einem Ton sehr lange und mit langem Atem und ohne, dass ich dazwischen viel Luft holen muss, sehr lang und auch mit guter Stimme und mit gutem Ton sprechen.

Moderation:
Das größte Problem vor Vorträgen oder Präsentationen sind Nervosität und Lampenfieber. Auch Peter Fürstner kennt diese unliebsamen Begleiter.

O-Ton Dr. Peter Fürstner:
Und auf die Frage, was kann ich denn da tun, muss ich ehrlich antworten: Nichts. Das passiert einfach. Im Gegenteil. Wenn sie sich, wie man umgangssprachlich sagt, zusammen nehmen, dann wird es noch ärger. Daher kann die Regel nur lauten: Ja sagen zum Lampenfieber und lernen damit umzugehen. Und damit haben Sie den Druck genommen. Natürlich bedarf es einiger Übung, bis man das gewohnt wird. Aber die innere Einstellung muss sein: Ja, ich bin aufgeregt - aber es ist mir „wurscht“.

Moderation:
Und keine Angst: auch Sprech-Profis wie Regina Preloznik passieren Fehler.

O-Ton Regina Preloznik:
Hundertmal. Ich bin ja immer gezwungen, mich anzuhören. Jede Sendung muss ich mir ja nachher anhören, und alles, was ich jemals produziert habe, wird mir ja in Bild und Ton immer vorgeführt, und bei jeder Sendung ist etwas dabei, wo ich mir denke, nein, wieso hab ich denn das so gesagt. Oder die Aussprache oder gerade für uns Ostösterreicher das „au“ und das „ei“, das ist furchtbar. Also da muss man sich wirklich, wenn einen das stört, muss man sich sehr konzentrieren und immer wieder darauf achten, dass sie das „au“ offen aussprechen und genauso das „ei“. Das ist von mir so ein Punkt, ich sitze immer vor meinen Tondokumenten und denke mir, ok, das nächste mal werde ich wieder mehr darauf achten.

Achtung: Die Transkripte werden direkt aus den Audio-Interviews übernommen und können daher grammatikalische Fehler enthalten!