Karriere machen will fast jeder von uns. Doch wenn man innerhalb seines Betriebs aufsteigt und von der Kollegin oder dem Kollegen zu der oder dem Vorgesetzten wird, kann das oft Probleme mit sich bringen.

Werner Schnitzer arbeitet seit 1986 bei der Raiffeisenbank, lernt das Bankgeschäft von der Pieke auf. Bald merkt er, dass er mehr will und arbeitet sich unentwegt hoch. Mittlerweile hat er die Verantwortung für zehn Bankstellen mit rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

O-Ton Werner Schnitzer:
Ich glaube, es ist dir in der Zeit, oder in der Anfangsphase, gar nicht bewusst – bei mir war’s so – wie schwer’s eigentlich wirklich ist. Von all den Damen, deren Vorgesetzter ich dann wurde, war ich zuerst eigentlich der Kollege, der Lehrbub, die haben mir ja alles gezeigt. Meine zwei Chefinnen damals waren dann meine Stellvertreterinnen, und alle, die mir das Geschäft gelernt haben, waren dann quasi meine Angestellten.

Bis jetzt war man also Kollege, jetzt ist man Chef. Unternehmensberater und WIFI-Management-Trainer Günther Mooshammer kennt die Situation.

O-Ton Günther Mooshammer:
Man ist nicht mehr Kollege, sondern – Mann oder Frau sei dahingestellt – man ist jetzt Führungskraft. Und eine Führungskraft hat immer – ob sie es will oder nicht – den Hut der Führungskraft, auch wenn man gemeinsam weg geht oder auf ein Bier geht, die Rolle hat sich verändert, und desto eher man dieser Rolle entspricht, desto erfolgreicher wird man seine Aufgabe erfüllen.

Dass sich die Situation für ihn geändert hat, merkt auch Werner Schnitzer bald.

O-Ton Werner Schnitzer:
Es ändert sich dann irgendwo einmal automatisch. Dann vielleicht auch durch die eine oder andere Entscheidung wird man automatisch nicht mehr überall dabei sein. Man kriegt’s dann vielleicht gar nicht mit, dass man nicht dabei ist, weil dann gibt’s halt plötzlich irgendwo eine Veranstaltung oder ein Fest, und du warst nicht eingeladen.

Günther Mooshammer hat ein paar Tipps für Menschen in dieser Situation parat.

O-Ton Günther Mooshammer:
Ich denke, welche Fehler man nicht machen sollte, ist: Das Erste, zu glauben, man könnte mit seinen Kollegen noch genauso Freund sein wie vorher und damit diese neue Rolle nicht ausfüllt. Das Zweite ist umgekehrt wieder, dass man glaubt, man müsste alles neu machen, das Rad neu erfinden, was sehr häufig verbunden ist mit Geringschätzung dessen, was bisher gemacht wurde. Unsere Empfehlung lautet: Wertschätzung dessen, was bis jetzt geleistet wurde und eine klare Erklärung, warum eventuell das eine oder andere jetzt besser, im Sinne von anders gemacht werden sollte. Das Dritte ist natürlich auch, was sehr vielen, die genau in diese Situation kommen, passiert, dass sie glauben, sie müssen so weiterarbeiten wie bisher und damit sozusagen ihr bester Sachbearbeiter bleiben und nicht die Führungsrolle übernehmen.

Wichtig ist auch, dass die Geschäftsleitung immer hinter dem neuen Vorgesetzen steht und seine Entscheidungen mitträgt. Sich Rat zu holen in so einer Situation, ist eine hilfreiche Unterstützung. Werner Schnitzer hat das Glück, dass ihn seine Firma zu Kursen schickt, er hat sich auch intensiv mit seiner neuen Rolle beschäftigt.

O-Ton Werner Schnitzer:
Ich hab viele Ausbildungen gemacht. Im Zuge von Führungspositionen belegst du zwischendurch Führungsseminare, Motivationsseminare.

Dadurch bekommt Werner Schnitzer andere Sichtweisen der Dinge vermittelt und stellt fest, dass – wie er sagt – jeder die Lösung und Antworten in Bezug auf alles in seinem Leben selber tief im Verborgenen hat. Es gilt sie nur gemeinsam herauszuarbeiten. Das hat er in seinen Kursen und Coachings gelernt.

O-Ton Werner Schnitzer:
Wenn so eine Situation eintritt, dann wäre eines schon klass, wenn man vorher auf so eine Situation vorbereitet wird. Das kann man auch aus meiner Sicht sehr gut begleiten, weil es im Vorfeld Schulungen oder Kurs, Seminare in diese Richtung gibt und auch tolle Lektüren. Unter anderem ist mir dann das Buch in die Hände gefallen: „Vom Mitarbeiter zur Führungskraft“. Da waren schon sehr viele Situationen beschrieben, die ich alle erlebt habe.

Wichtig ist es also sich zu informieren, man ist nicht alleine gelassen in dieser sicher herausfordernden Situation. Beider Sichtweisen zu kennen, die des Kollegen und die des Chefs, hat aber auch Vorteile. Werner Schnitzer versucht meist, den Angestellten die Hintergründe seiner Entscheidungen zu erklären.

O-Ton Werner Schnitzer:
Was sehr wohl anders ist – oder dann anders ist – und das ist das Schöne an so einer Situation, man kriegt dann immer mehr Verständnis für die Position und für das Geschäftsleitungsdenken. Und je mehr du dann involviert bist in das Ganze, in den Führungsprozess oder warum eine Entscheidung so gefällt wird, umso leichter tust du dir auch beim Transportieren ins Team.

Es ist also eine große Herausforderung, wenn man innerhalb seines Betriebs aufsteigt. Doch dieser Situation muss man sich nicht alleine stellen. Man kann sich entweder Ratschläge aus der Praxis holen und mit Menschen sprechen, die das schon erlebt haben, oder man besorgt sich das nötige Know-how aus Schulungen und Coaching-Seminaren.