O-Ton Doppel:
Ich nutze Social Media selbst, einerseits zum Netzwerken, andererseits zum Gewinnen von Informationen, die ich selber brauche für mein eigenes Geschäft und fast sage ich jetzt einmal, fast nebenbei, wird das Ganze dann zur Werbeplattform für mich.
Moderation:
Beinahe jeder Mensch hat einen eigenen Account auf einer der vielen sozialen Plattformen. Egal ob Facebook, Xing oder Twitter. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Unternehmen diese Möglichkeit nutzen, um ihre Produkte zu bewerben und zu verkaufen. Lena Doppel, WIFI-Trainerin und Digital Coach zeigt aber schon zu Beginn die Grenzen des Vertriebes über Social Media auf.
O-Ton Doppel:
Was man nicht glauben darf ist, dass es sich bei Social Media Plattformen um reine Verkaufsplattformen handelt. Die Leute, die dort sind und auf einen aufmerksam werden, sind dort freiwillig und sie sind dort, weil es ihnen bis zu einem gewissen Grad Spaß, Vergnügen, Freude, was auch immer bereitet oder zumindest ein Gefühl der Befriedigung gibt. Ich sage jetzt einmal, Xing muss nicht unbedingt Spaß machen aber ich kann mich dort darstellen und ich kriege von allen anderen Leuten auch die Adressen. Und deswegen kann man über so ein Medium definitiv nicht aggressiv oder aktiv was verkaufen.
Moderation:
Eine aktuelle Studie aus den USA hat gezeigt, dass drei Prozent des Vertriebserfolges über Social Media erreicht wurde. Diesen Erfolg zu erreichen, ist für WIFI-Trainer Markus Schauer jedoch leichter gesagt als getan.
O-Ton Markus Schauer:
Social Media braucht vor allem eines, eine Strategie. Dort, wo man die Erwartungen der Gäste übertrifft, die Erwartungen der Kunden und der Nutzer, dort wird Social Media einen Sinn machen. Dort, wo man es nicht erreicht, wo der Spaßfaktor sehr minimal ist, dort wird es sehr schwierig, seine Produkte zu platzieren.
Moderation:
Damit der Unternehmensauftritt auf sozialen Plattformen zum Erfolg wird, darf sich nicht nur das Unternehmen selbst präsentieren. Auch die Mitarbeiter müssen unbedingt mit ins „Social Media“-Boot geholt werden.
O-Ton Schauer:
Social Media und elektronischer Vertrieb, wir wissen alle, dass die Märkte sehr stark im Umbruch sind und wir wissen alle, dass durch Social Media ein Riesenhype auf uns zugekommen ist. Nur mitmachen und dabei sein, ist nicht alles und schon gar nicht bei Social Media. Das heißt, es gibt einmal eine Grundhaltung, die sich im Unternehmen durchsetzen muss. Wir müssen unsere Mitarbeiter so weit bekommen, dass sie auch Social Media richtig leben. In vielen Unternehmen mangelt es an Social Media Richtlinien, Social Media Policies, die wir nach wie vor noch nicht aufgearbeitet haben. Wir haben sehr schön von Dell lernen können, die sämtliche Mitarbeiter in den letzten Jahren geschult haben mit Social Media. Und dadurch haben sie auch als Vorzeigebetrieb diesen Vorteil. Nur, solange das Wissen nicht bei unseren Mitarbeitern da ist, dann würde ich mich auch nicht so stark hineinlassen, in das Thema Social Media.
O-Ton Doppel:
Im Prinzip funktioniert Social Media aus der Verkaufssicht mehr wie, tue Gutes und rede darüber. Ja, also es ist nicht eine weitere Plattform, wo man seinen PR-Spam drauf tut. Den kann man auf der eigenen Homepage verbraten. Ich bin so gut, ich bin so toll, ich bin so super, ich bin so wahnsinnig und bitte kauft doch das, was ich da bringe. Ist nicht der Ansatz, der authentisch wirkt. Sondern der Ansatz der authentisch wirkt, ist zu sagen, das mache ich, ich beschreibe was ich mache, ich beschreibe Beispiele von Arbeiten, die ich erledigt habe und ich mache sozusagen die Eigen-PR zwischen den Zeilen.
Moderation:
Für Doppel gibt es einige klassische Plattformen, um sich als Unternehmen zu präsentieren. Dazu zählen neben Facebook:
O-Ton Doppel:
Also die Klassiker sind einerseits die Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, wo es eben hauptsächlich darum geht, dass Leute, die in einem Corporate-Umfeld sind, mit anderen Leuten die in einem Corporate-Umfeld sind Kontakte knüpfen, da kann ich wirklich - sage ich jetzt einmal klassisches B2B verkaufen, praktizieren, bis zu einem gewissen Grad, also immer einfach dezent. Dann kommen Plattformen dazu wie Twitter zum Beispiel, wo es um Information geht und dann gibt es ganz, ganz viele Spartenplattformen, ich sage jetzt nur zwei Beispiele, Mamiweb und Meinhund.de, das sind Plattformen, die sich mit einem Segment beschäftigen.
Moderation:
Als erste Grundregel gilt hier: Man sollte sich immer dort präsentieren, wo die eigene Zielgruppe unterwegs ist und sich nicht einfach wahllos bei allen Plattformen präsentieren. Das musste auch Markus Schauer feststellen. So hat ein Facebook-Profil für ein Reiterhotel mit einer sehr jungen Zielgruppe großen Erfolg gehabt. Ein weiteres Projekt, nämlich der Social-Media Auftritt eines Hotels mit einer älteren Zielgruppe, sehr wenig.
O-Ton Schauer:
Es war ganz interessant. Vor allem für meine Beratungsaufgabe, für meinen Job war es wichtig, für das Hotel hat es nichts gebracht. Das heißt es hat sehr viel Arbeit und Zeit gekostet und damit auch Geld, hat aber nicht einen Verkauf an Zimmern gebracht. Oder sehr wenig.
Moderation:
Durch die ständig steigende Mitgliederanzahl der Social Media Plattformen und die zunehmende Verlagerung des Vertriebes in die Online-Welt, geraten Unternehmen auch unter Druck, sich damit zu beschäftigen und sich als Unternehmen zu präsentieren. Laut Lena Doppel gibt es drei Grundregeln:
O-Ton Doppel:
Ich darf ein soziales Netz und auch meinen Auftritt in sozialen Netzen nicht als PR-Spam-Spielwiese missbrauchen. Das heißt, wenn ich PR-Content habe ist das legitim, aber dieser PR-Content muss mit anderem Content abgemischt sein. Der zweite Tipp ist, unbedingt selber dabei Spaß haben. Nur wenn man selber dabei Spaß hat, überträgt sich das. Und das Dritte ist sich schon eine Strategie zurechtlegen. Das heißt, also sich am Anfang in ein, zwei Workshops zu überlegen, wo will man damit hin, was kann man an Content anbieten, was will man damit erreichen und was macht man mit der Kommunikation, die dann zurückkommt.
Moderation:
In Ihrer Beratertätigkeit, hat Doppel beim Eintritt von Unternehmen in die Social Media Welt vor allem eines festgestellt:
O-Ton Doppel:
Es fürchten sich sehr viele Leute, in Social Media zu gehen, weil sie Angst haben, dass dann negative Kritik kommt. Und was dann in der Realität passiert ist, es wird gepostet, auf einer Facebookseite zum Beispiel, und dann schauen die Mitarbeiter der Firma alle 20 Minuten nach ob endlich wer was drauf geschrieben hat. Also es dreht sich total um. Statt, dass man Angst vor Reaktionen hat, wird es dann plötzlich so, wann reagiert da endlich wer, ich möchte, dass da wer reagiert. Und für viele Unternehmen ist das auch eine erste direkte Schnittstelle zu den Kunden, die sie sonst eigentlich immer nur haben, wenn sich wer beschwert, weil der schreibt dann eine Mail ja. Also 90 von 100 Leuten, die eine Mail schreiben, schreiben eine Beschwerde und nicht, es war so toll bei euch. Und auf der Facebookseite sieht man dann, das Verhältnis ist nicht so, das Verhältnis ist viel positiver im Normalfall und man wünscht sich dann die Reaktionen, das ist das was ich erlebe.
Moderation:
Das höchste Gut, auch in Zeiten von Web 2.0, ist nach wie vor ein zufriedener Kunde. Denn: Nur wer zufrieden ist, empfiehlt Ihr Unternehmen auf Facebook, Twitter, Xing und Co. seinen Freunden weiter.
ACHTUNG: Die Transkripte werden direkt von den Audio-Interviews übernommen. Die Zitate können daher grammatikalische Fehler enthalten.