Moderation:
Was verfolgt einen ein Leben lang, auch wenn man die Schule schon längst verlassen hat? Richtig, das Lernen! Bevor sich bei Ihnen die Angst vor bevorstehenden Prüfungen breitmacht, verraten wir das Wichtigste vorab: Lernen kann richtig Spaß machen, wenn Sie es richtig anpacken! Gudrun Steidl von der WIFI-Lernberatung rät, sich vorab Ziele zu setzen.

Steidl:
Wofür will ich das eigentlich schaffen? Und wenn meine Vision die ist, dass ich einen bestimmten Beruf ergreifen möchte oder die Matura schaffen möchte oder eben das Schuljahr positiv abschließen möchte, dann ist es immer leichter, sich auch für so kleine Prüfungen, die eigentlich nicht viel Spaß machen, zu motivieren, als wenn ich immer nur diesen kurzen Blickwinkel hab oder diese kurze Sichtweise hab, die immer nur zur nächsten Prüfung geht.

Moderation:
Wenn Sie einen Gesetzestext lernen, der Sie nicht interessiert, verbinden Sie ihn doch mit einem Hobby – egal ob Geschichte, Sport oder Musik. Passen Sie auch die Art des Lernens an Ihren Typ an, meint WIFI-Trainerin Susanne Czachs (ausgesprochen „Zachs“).

Czachs:
Das heißt, ich persönlich, bei mir ist es so, ich lerne am besten wenn ich auf und ab gehe. Unabhängig davon, ob ich den Inhalt höre oder lese oder irgendein farbliches Bild habe.

Moderation:
Sie möchten wissen, wie Sie persönlich besonders effektiv lernen - auditiv, visuell, kommunikativ oder motorisch? Nutzen Sie einfach online die WIFI-Lernstärkenanalyse unter www.wifi.at/lernen. Über den praktischen Internettest erhalten Sie konkrete Tipps und Anregungen, um motiviert und mit Freude lernen zu können.

Und ganz nach Ihrem Geschmack sollten Sie sich auch Ihre Umgebung schaffen.

Steidl:
Also wie ich mir meine Lernumgebung schaffe, ist eine ganz individuelle Geschichte. Und es gibt natürlich gewisse Tipps, aber in Wahrheit nichts Allgemeingültiges. Der einzig wirklich gültige Tipp ist – jeder muss für sich selber herausfinden, wie er sich am leichtesten tut. In welcher Umgebung er am besten lernt. Ob im Freien oder alleine im Zimmer oder in der Gruppe oder im Caféhaus.

Moderation:
Wenn wir schon beim Caféhaus sind: Pausen sind enorm wichtig, damit die Konzentration nicht verloren geht, sagt Susanne Czachs.

Czachs:
Man sagt, so eine Faustregel ist, dass man nach jeder Stunde Lernen, zumindest 5 bis 10 Minuten Pause macht. Wenn man zwei Stunden durch lernt, 20 Minuten auf alle Fälle Pause macht. Man merkt es normalerweise sowieso automatisch. Man fängt an am Sessel herum zu rücken. Oder man schaut aus dem Fenster. Es werden viele andere Dinge viel interessanter. Man kriegt Gedanken, wie: Was kaufe ich jetzt morgen ein? Und das zeigt mir natürlich, jetzt muss ich eine Pause einlegen.

Moderation:
So, jetzt kann es aber losgehen mit dem Lernen. Gudrun Steidls Empfehlung ist, nicht gleich mit schwerer Kost zu beginnen.

Steidl:
Was besonders günstig ist, wenn man am Anfang, wenn man mit dem Lernen beginnt, ein Themengebiet her nimmt, das man erstens mag und das zweitens schon ein bisschen bekannt ist und leichter zu lernen ist. Das ist wie beim Sport das Aufwärmen sozusagen. So wärmt man auch das Gehirn auf, indem man am Anfang einmal etwas hernimmt, was einem einfach schon leichter fällt.

Moderation:
Etwas auswendig zu lernen ist out. Modernes Lernen bedeutet, die Inhalte zu verstehen und mit dem Alltag zu verbinden, wie Susanne Czachs weiß.

Susanne Czachs:
Ich glaube, einer der wichtigsten Punkte ist einfach der Praxisbezug. Das heißt, wenn ich etwas lerne, dann soll ich auch etwas damit anfangen können. Jeden Inhalt, den ich in einem Seminar oder Kurs vermittelt bekomme – wenn ich mir überlege, was bedeutet das für mich persönlich, für meine Situation, für meinen Beruf und wie könnte ich die Inhalte umsetzen.

Moderation:
Hätten Sie gedacht, dass Quizspiele ein ideales Lernrezept sind? Die Zutaten sind ganz einfach: Sie benötigen mehrere Kollegen, die denselben Stoff büffeln. Jeder denkt sich dann Quizfragen zu diesem Stoff aus und stellt sie den anderen. Sie checken so spielerisch ab, wie viel Sie selber schon wissen. Zusätzlich profitieren Sie vom Wissen der anderen und merken es sich leichter. Es gibt aber noch mehr Lernmethoden.

Gudrun Steidl:
Ein Beispiel wäre das Verfassen von ABC-Listen zu einem bestimmten Lernthema. Da notiere ich das ABC auf einer A4-Seite untereinander und sammle in zwei bis drei Minuten zu jedem Buchstaben sämtliche Begriffe, die mir zu diesem Kernthema einfallen. Und je öfter ich solche „Spiele“ wiederhole, umso mehr Informationen, Wissen kann ich verknüpfen mit diesem Lernthema.

Moderation:
Was viele vergessen: Wir lernen nicht nur für Prüfungen, sondern täglich. Das kann die Benützung des neuen Handys oder der neuen Waschmaschine sein. Oder Sie müssen sich eine Wegbeschreibung merken, um beispielsweise zum Arzt zu kommen. Je mehr Sinne Sie fürs Lernen benützen, desto leichter tun Sie sich dabei.

Steidl:
Um auf das Handy zurückzukommen, wäre die effizienteste Methode natürlich, wenn man alle drei Sinneskanäle nutzt, die einem zur Verfügung stehen. Den Visuellen, indem man das Buch liest. Den Auditiven, indem man mit jemanden anderen darüber spricht oder sich Tipps holt. Und den Taktilen, indem man einfach selber ausprobiert, was man vorher gelesen und gehört hat.

Moderation:
Aber auch für den Urlaub gilt es zu lernen: Beispielsweise wichtige Vokabeln. Sogenannte Mindmaps, das sind A3- oder A4-Zettel, helfen Ihnen dabei eine Struktur für den geplanten Urlaub zu finden. Sie tragen Überbegriffe auf diese Zettel ein und überlegen sich, welche Fragen Sie diesem Thema zuordnen. Die Lösungen holen Sie sich dann aus den nötigen Fachbüchern.

Czachs:
Das heißt, wenn jetzt das Thema zum Beispiel Urlaub wäre, dann habe ich einen Oberbegriff „Im Hotel“. Dann habe ich einen Zweiten „Am Flughafen“. Einen Dritten „Im Reisebüro“. Und dort lege ich mir einfach die Phrasen, die Vokabeln, Sätze – wie auch immer – dort zurecht und sage: Ok, wenn ich im Hotel bin, welche Fragen bekomme ich gestellt? Oder welche Fragen möchte ich gerne stellen?

Moderation:
Waren das zu viele Lerntipps auf einmal? Damit Sie in der Praxis immer den Überblick über den Lernfortschritt haben, sollten Sie sich die Tage bis zur Prüfung vor Augen halten.

Susanne Czachs:
Und dann muss ich mir überlegen: Welche einzelnen Schritte kann ich dafür einplanen? Wie viel Zeit brauche ich dazu? Und je strukturierter einerseits das Lernen an sich stattfindet, aber auch die einzelnen Lernschritte ablaufen, um so – sage ich jetzt mal – gehaltvoller ist es, aber natürlich auch um so mehr Spaß macht es dann, weil ich einen Überblick habe.

Moderation:
Susanne Czachs empfiehlt das Führen eines Lerntagebuches, in dem die Lernschritte mit einem fixen Datum festgehalten werden. Denn es ist egal, ob Sie Ihr Hirn mit viel oder wenig Stoff füttern. Apropos Hirn. Einfache Spiele wie Memory trainieren Ihr Hirn, damit Sie sich das Gelernte auch möglichst lange merken. Es hilft auch, wenn Sie darüber immer wieder sprechen.

Steidl:
Also indem ich es ab und zu wiederhole und mit jemanden durchspreche oder jemanden anderen erkläre oder Fragen dazu stelle, habe ich gewährleistet, dass das Wissen erhalten bleibt.

Moderation:
Wenn wir schon beim Wiederholen sind: Die WIFI-Lernstärkenanalyse finden Sie unter www.wifi.at/lernen. Na dann viel Spaß beim Lernen!