Sie ist Unternehmensberaterin und kann mit Wirtschaftskennzahlen bestens jonglieren. Trotzdem ist für Sie der Mensch der wichtigste Faktor für erfolgreiches Management. Ihr Name:

Hohengartner:
Beatrix Hohengartner

Moderation II:
Beruf?

Hohengartner:
Unternehmensberaterin.

Moderation II:
Alter?

Hohengartner:
50.

Moderation II:
Wohnort?

Hohengartner:
Rankweil.

Moderation:
Wirtschaftstrainerin Beatrix Hohengartner wurde schon früh für das Lernen und das Lehren von anderen begeistert. Zum einen als junge Trainerin für Betriebswirtschaft, zum anderen aber auch, als ihre beiden Töchter in den Kindergarten kamen. Sie setzte sich mit den verschiedenen pädagogischen Modellen auseinander.

Hohengartner:
Ich habe mich damals auch sehr intensiv mit der Maria Montessori beschäftigt und habe einen ganz entscheidenden Satz mitgenommen: Hilf mir, es selbst zu tun. Und dieser Satz, der hat mich eigentlich seither immer wieder begleitet. Und ich habe in diesen 25 Jahren mit Sicherheit auch meine Methoden – meine Haltung würde ich eher sagen – verändert. Nicht so lehren von der Kanzel runter, sondern auf gleicher Ebene versuchen, eher Lernbegleiter, Lerncoach zu sein.

Moderation:
Dieser Zugang passt ideal zum WIFI-Lernmodell LENA, das für lebendiges und nachhaltiges Lernen steht. Lernen mit Begeisterung funktioniert aber nur, wenn man klare Ziele vor sich hat und den Sinn des Lernens begreift.

Hohengartner:
Viele Wege führen nach Rom. Man könnte auch sagen: Viele Züge führen nach Rom. Und nicht jeder möchte unbedingt mit dem Railjet oder mit dem IC nach Rom fahren. Manche sagen sich: Nein, ich nehme jetzt lieber eine Regionalverbindung. Steige sogar irgendwo aus, weil mich jetzt irgendetwas auf dem Weg interessiert, und schaue mir das an. Und ich denke dann, wenn die in Rom ankommen, dann geht es vielleicht etwas länger. Aber insgesamt könnte es sein, dass sie mehr gelernt haben, als andere, die direkt mit den Railjet dahin gedüst sind.

Moderation:
Für das Lernen heißt das: Je selbstbestimmter Lernwege gewählt werden können, desto nachhaltiger sind die Ergebnisse. Hohengartner setzt als Trainerin auf Gruppenarbeiten, in denen jeder Teilnehmer seine Stärken einbringen kann: Der eine kann etwas gut erklären, der andere tut sich bei Visualisierungen leichter und der dritte bringt ganz neue, unkonventionelle Ideen ein. Genau diese unterschiedlichen Potenziale gibt es auch in Unternehmen. Als Chef kann man diese Kräfte aber nur nutzen, wenn man nicht mittendrin in der Umsetzung ist.

Hohengartner:
Warum sind Betriebe erfolgreich? Manche erfolgreicher als andere? Und da liegt sehr viel an der Führung. Und ich denke, wenn sie mich jetzt fragen würden, was zeichnet erfolgreiche Unternehmer aus, dann glaube ich, dass es genau dieser Punkt ist, dass die zwischen Führung und Management unterscheiden können. Und sich nicht im operativen Alltagsgeschäft verausgaben und eigentlich fast die ganze Energie da reinstecken, sondern sich stärker mit der Führung auseinandersetzen.

Moderation:
Unternehmer müssen sich die Zeit nehmen, um Visionen auch zu entwickeln. Und für neue Ideen auch Abstand vom Alltagsgeschäft gewinnen. Nur so kann man ein Leitbild entwerfen und die Mitarbeiter dafür begeistern. Diese sind schließlich das Um und Auf eines erfolgreichen Betriebs, wie Hohengartner schon seit Jahren betont.

Die Vorarlberger Unternehmensberaterin hält nichts davon, dass Unternehmer auf eigene Faust Entscheidungen treffen. Natürlich gibt es Genies, die aufgrund ihres Charismas ein ganzes Unternehmen führen können, ohne auf den Rat anderer zu hören. Die sind aber eine Ausnahme.

Hohengartner:
Ich denke, in Zukunft werden wir wahrscheinlich nur als Team überleben können, weil wir ja in einer Informationsgesellschaft leben. Und die Halbwertszeit von Informationen, von Wissen, die ist so kurz – erschreckend kurz – dass eigentlich ein Einzelner das nicht mehr bewältigen kann.

Moderation:
Ein weiterer Vorteil von der Einbindung der Mitarbeiter: Gemeinsam getroffene Entscheidungen sind leichter zu revidieren. Denn das gehört zum Managementkreis dazu.

Hohengartner:
Der fängt bei den Zielen an. Und dann wird Information gewonnen, werden verschiedene Alternativen abgewogen. Irgendwann kommt die Entscheidung, die Durchführung. Und am Ende steht die Kontrolle. Das ist irgendwie wie ein Controlling. Aber Controlling mit C geschrieben. Wo es den ganzen Managementkreislauf durchläuft. Wo ich vom Ziel bis zur Kontrolle gehe. Und wenn ich bei der Kontrolle feststelle – und die gehört dazu – dass ich das Ziel nicht erreicht habe – da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sind irgendwo auf dem Weg Fehler passiert oder es könnte auch sein, dass das Ziel so hoch gesteckt war, dass das gar nicht zu erreichen ist.

Moderation:
Gerade weil die menschliche Komponente eine so hohe Rolle spielt, hält Hohengartner nichts davon, jedem ihrer Kursteilnehmer dieselben Betriebswirtschaftskennzahlen näherzubringen.

Hohengartner:
Das, denke ich, kommt auf die Branche darauf an. Jede Branche ist etwas anders gelagert. Es gibt so gewisse Grunddaten, die in jeder Branche wichtig sind. Arbeitsproduktivität. Das ist eine wichtige Kennzahl. Handelsspanne im Verkaufsbereich. Also da gibt es so Eckdaten, aber jede Branche ist hier etwas anders gelagert.

Moderation:
Auf jeden Fall muss ein Unternehmer ein betriebswirtschaftliches Know-how aufweisen. Denn was nützt es, wenn man Kennzahlen kennt, dafür aber nicht weiß, wie man sie richtig anwendet. Als Beispiel bringt Hohengartner den oft zitierten Deckungsbeitrag.

Hohengartner:
Also mit dem Deckungsbeitrag habe ich manchmal so mein Problem, wenn ich das so offen gestehen darf, weil ein Deckungsbeitrag ist eine typische Kennzahl oder ein Ergebnis von einer Teilkostenrechnung. Da werden nur ein Teil der Kosten, die variablen Kosten, berücksichtig. Und viele Unternehmer können eigentlich mit diesem Deckungsbeitrag nicht umgehen. Die wissen nicht, dass ein positiver Deckungsbeitrag nicht bedeutet, dass ich damit einen Gewinn mache.

Moderation:
Ein falsch angewandter Deckungsbeitrag kann fatale Folgen haben, indem man einen Preiskampf führt und seinen eigenen Betrieb zu Abgrund führt. Hohengartner vertritt die Meinung, dass das Ziel für Unternehmer nicht der höchste Gewinn sein soll.

Hohengartner:
Und ich erlebe heute viele Unternehmer und die sind für mich eigentlich Visionäre. Die stelle ich höher. Die sagen: Für mich ist es nicht wichtig, den höchstmöglichen Gewinn zu machen, sondern ich möchte auch noch eine gewisse Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich habe meine Hobbys noch. Ich brauche eine gewisse Zeit für mich.

Musikalische Überleitung

Moderation II:
WIFI kurz und bündig.

Moderation II:
Wissen bedeutet für mich…

Hohengartner:
Dranbleiben.

Moderation II:
Diese drei Dinge brauche ich für gutes Lernen…

Hohengartner:
Eine gute Lernatmosphäre, dann würde ich sagen Neugierde. Das heißt interessante Themen. Und zuletzt Sinn. Es sollte sinnhaft sein.

Moderation II:
Drei Eigenschaftswörter, die mich beschreiben…

Hohengartner:
Bodenständig, engagiert und offen.

Moderation II:
Buch oder Internet?

Hohengartner:
Wenn ich schnell etwas recherchieren muss, dann lieber das Internet. Ansonsten zu 99 % das Buch. Am liebsten im Garten bei uns in der Hängematte. Wobei die sehr oft von anderen belegt ist.