Er war leitender Mitarbeiter in einem Logistikbetrieb und zeigt jetzt Unternehmen, wie sie effizienter arbeiten können. Sein Name:

Alexander Alscher

Alter:
49

Beruf:
Selbstständiger Trainer, Berater und Coach

Wohnort:
Kramsach im Tiroler Unterland

Moderation:
Alexander Alscher hat als junger zweifacher Familienvater seinen Job gekündigt und sich als Trainer selbstständig gemacht – ohne Sicherheitsnetz. Für seine Lehrtätigkeit rund um Logistik, effizientes Arbeiten und Prozessoptimierung bringt er neben seiner jahrelangen beruflichen Erfahrung auch eine laut eigener Aussage weitere, ungewöhnliche Stärke mit: Er zählt sich zu den Arbeitsverweigerern. Und die seien die besten Prozessoptimierer.

Alscher:
Nämlich, wenn mir etwas zu mühselig ist. Da noch fünf Listen zu schreiben, um eine Information herauszubekommen. Hier irgendwas zu tun, das einfach nur mühselig ist. Da muss es irgendwas geben, das besser geht.

Wenn einer ehrlich sagt: Mir ist das zu mühselig. Dann sage ich: Super. Und jetzt lassen wir uns gemeinsam oder du mit deinem Team, lass dir etwas einfallen, wie du diese Mühseligkeit wegbringst.

Moderation:
Aber was bedeutet nun effizientes Arbeiten?

Alscher:
Die Dinge richtig zu machen, die man immer schon richtig gemacht hat. Dinge besser zu machen, die man vielleicht noch nicht so gut gemacht hat. Und vor allem Dinge mit weniger Aufwand zu machen, mit weniger Energie. Nicht mit weniger Motivation, sondern einfach mit weniger Energie, die mich körperlich oder psychisch einfach fertig macht.

Moderation:
Wie erfolgreich effizientes Arbeiten ist, sieht man an Alscher selbst. Im Jahr 2011 erreichte der Kramsacher den WIFI Trainer-Award für seine modernen Fortbildungsmethoden im Bereich Berufskraftfahrer. Ein Lerngebiet, in dem es um sozialrechtliche Vorschriften, Lenk- und Ruhezeiten und das Handhaben des digitalen Tachographen geht.

Alscher:
Meine Überlegung war – und das ist auch vorgeschrieben, dieses 7 x 60 Minuten-Modul durchzuführen. 7 Stunden lang über Sozialrecht mit Leuten, die dem Thema nicht so nahe stehen – obwohl es in ihrem Beruf dazu gehört. Und da habe ich mir überlegt: Wie kann ich das spielerisch machen? Ich habe ein Spiel entwickelt, ein Quiz, so ähnlich wie Millionenspiel. Wo es einfach Fragestellungen gibt an jeden Einzelnen. Und da gibt es auch Punkte für die Gruppe. Und der Ehrgeiz ist, die Maximalpunktezahl zu erreichen.

Moderation:
Die Teilnehmer nehmen so spielerisch neues Wissen auf, weil jeder bei einem Quiz auch gut abschneiden möchte. Und sie lernen viel voneinander. Zusätzlich werden also das soziale Lernen und damit die Zusammenarbeit gefördert. Teamwork und soziale Kompetenz sind auch im Job gefragt – gerade bei komplexen Arbeitsprozessen, in denen die Mitarbeiter voneinander abhängig sind. Alscher sieht hier das größte Problem in der Teamarbeit: Jeder Mitarbeiter bewertet die Wichtigkeit eines gemeinsamen Projektes unterschiedlich.

Alscher:
Ich habe die Erfahrung gemacht: Ich habe eine gewisse Aufgabenstellung, die ich durchzuführen habe. Die hat für mich eine gewisse Priorisierung. Jetzt habe ich andere im Team, im Kollegium, die einen Betrag dazu leisten. Aber das ist auch nicht das Einzige, was sie haben. Sondern sie haben auch Aufgabenstellungen und eine gewisse Priorisierung. Das Erste ist das Bewusstsein, was hat es für das gesamte System für eine Auswirkung, für eine Wichtigkeit?

Und Prozessoptimierung hat sehr, sehr viel damit zu tun, gemeinsam zu erkennen, was der andere braucht.

Moderation:
Damit gemeinsame Arbeitsschritte wieder in Schwung kommen, muss das Team das Bewusstsein über die Wichtigkeit eines Projektes auf ein und dieselbe Ebene bringen. Man kann dies mit einer Fließbandarbeit vergleichen, bei der jeder Mitarbeiter weiß, welcher Arbeitsschritt wann zu erfolgen hat. Bei Dienstleistungen sind diese Arbeitsschritte weniger transparent. Deshalb rät Alscher Teams zu klären, wieviel Zeit und Energie jeder Mitarbeiter für ein Arbeitsprojekt einzusetzen hat. Außerdem soll auch klar auf den Tisch kommen, welche individuellen Störfaktoren es gibt. Beispielsweise überlange Besprechungen oder fehlende Transparenz. Wenn die Fragen gelöst sind, kann ein Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Zusammenarbeit erstellt werden. So erzielt man ein gemeinsames Interesse, das über dem  Eigeninteresse steht. Wichtig: In den Maßnahmenkatalog fügt jeder Mitarbeiter nur diese Verbesserungsschritte ein, die er selbst umsetzen kann.

Alscher:
Weil wir ja doch immer wieder in Gefahr laufen: Bei uns täte das viel besser laufen, wenn die das täten. Und dann schiebt man den Ball hin und her. Sondern man beginnt damit. … Ja, was kann ich eigentlich dazu tun? Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht. Eigentlich habe ich mich immer nur damit auseinandergesetzt, was der andere falsch macht, was meinen Prozess verlangsamt. Aber was ich dazu beitragen kann, haben wir uns noch nicht darüber unterhalten.

Moderation:
Falsch wäre es, bei stockenden Projekten gleich die handelnden Personen auszutauschen. Denn meist liegen die Ursachen der Probleme nicht bei einzelnen Personen sondern in der Struktur, im Prozess und in den Unternehmensabläufen. Oft stocken Projekte nicht wegen einzelner Personen, sondern schlicht weil Prozesse an sich unklar definiert sind.

Alscher:
Das Problem kommt wieder. Meistens verstärkt. Nur weil ich Personen wechsle, ändert sich nichts im Unternehmen. Sondern ich habe die Charaktere, die da sind. Ich habe die Typen, die da sind. Ich habe die Fähigkeiten an Kompetenz, die da sind oder die fehlen.

Moderation:
Vielmehr geht es darum, die Stärken jedes einzelnen zu unterstützen. Der eine ist zahlen- und faktenorientiert. Für den anderen ist das Zwischenmenschliche wichtig. Das Erkennen und Nutzen dieser Stärken hilft, den Arbeitsprozess wieder anzukurbeln.

Alscher:
Wenn ich jetzt zB weiß – ich vergleiche jetzt dieses Physiologische mit einem Lager oder Einzelhandelsgeschäft. Ich bin ein relativ kleiner Mensch. Dh, die dritte Etage zu erlangen und das herunter zu räumen, brauche ich ein Hilfsmittel. Ich brauche eine Leiter. Ich brauche irgendeinen Sessel. Das ist für mich ein Aufwand. Und da rauf zu steigen, ist nicht angenehm für mich. Also mache ich das auch nicht gerne. Ich werde mich sicher noch viele andere Dinge suchen. Da tu ich lieber bei der Kassa zusammenräumen und mache lieber noch im Lager etwas.

Moderation:
Wenn ich etwas nur ungern mache, dann kann ich es auch nicht effizient erledigen. Für Alscher sind deshalb drei Faktoren wesentlich für effizientes und erfolgreiches Arbeiten. Erstens: Das Gesamtheitliche wissen zu lassen. Also Mitarbeitern zugestehen, für sich selbst zu erkennen, was für einen Sinn hat das, was ich tue? Der zweite Faktor ist das Vertrauen in das Können der Mitarbeiter.

Alscher:
Unterschätze nie den Mitarbeiter mit seiner Kompetenz. Nimm ihn mit ins Boot. Wenn ich den Mitarbeiter – na, was glaubst du, wie das besser geht? – er macht sich Gedanken darüber. Das hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun.

Moderation:
Der dritte Faktor ist das richtige Kommunizieren miteinander, indem man strukturiert, konstruktiv und wertschätzend mit seinen Kollegen redet.

Alscher:
Und da kommen grandiose Ideen heraus. Und die Leute wollen nicht mal eine Prämie dafür. Die sind stolz, dass das Ding dann läuft und sagen: He, das war meine Idee! Und dann braucht die Führungskraft nur mehr herzugehen, bei irgendeiner Betriebsfeier zu sagen: Der Herr Sowieso, das war der, der die super Idee gehabt hat mit der Geschichte, wo wir uns jetzt einfach viel, viel leichter tun. Mehr braucht er nicht. Kein Prämiensystem und Incentives und so weiter.

Moderation:
Wissen bedeutet für mich:

Alscher:
Bewusstsein über das, was ich kann und auf das ich zurückgreifen kann.

Moderation:
Diese drei Dinge brauche ich für gutes Lernen:

Alscher:
Zeit, Atmosphäre und Menschen.

Moderation:

Drei Eigenschaftswörter, die mich beschreiben:

Alscher:
Kreativ, ehrgeizig und loyal.

Moderation:
Buch oder Internet?

Alscher:
Bevorzugen tu ich das Buch. Ein Buch zu lesen, Zeit zu haben. Nur das Internet ist heute absolut notwendiger Informationsquell. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht im Internet unterwegs bin. Aber wenn ich mir die Zeit nehme, dann lieber ein Buch.