Moderation:
Xing und Linkedin - die klassischen Social Media-Netzwerke fürs Business. Wussten Sie aber, dass Sie beinahe jedes soziale Netz für Ihren Karriereerfolg nutzen können? Egal welche Plattformen Sie besuchen, für die Jobsuche gibt es laut Barbara Wiesinger vom Online-Karriereportal „Monster Worldwide Austria“ zwei Herangehensweisen.

Wiesinger:
Die eine ist die aktive und die andere ist die passive. Die aktive Jobsuche bedeutet, dass man zum Beispiel auf Facebook nach Unternehmensprofilen sucht und sich dann direkt bei dem Unternehmen bewirbt. Und die passive - die eigentlich die viel wichtigere ist - ist, dass man sich selber ein Profil erstellt in den sozialen Netzwerken.

Moderation:
Achten Sie bei Ihrem Profil auf dieselben Dinge wie bei der herkömmlichen Jobsuche: Die Eckpfeiler des klassischen Lebenslaufs sollen also auch in Ihrem Profil zu finden sein. Was dazu kommt: Bleiben Sie authentisch! Unwahrheiten können vom möglichen neuen Arbeitgeber mit einem Klick entlarvt werden. Denn nicht nur Freunde und Fans tummeln sich in den sozialen Netzwerken herum, auch Unternehmen sind schon eifrige Nutzer. So auch Michael Pichler, der beim Baukonzern Alpine die strategische Personalarbeit leitet.

Pichler:
Wir achten primär darauf, ob die geforderten Qualifikationen hier in den Profilen wiederzufinden sind. Wir schauen uns den Erfahrungshintergrund der Personen an. Wir schauen auch, wo gibt es Verbindungen zu bekannten Personen, um hier etwaige Referenzen einzuholen. Vor allem der große Mehrwert ist, dass wir hier eine riesengroße Datenbank vorfinden, die uns nichts kostet.

Moderation:
Alpine beobachtet nicht nur die Social-Media-Plattformen, sondern hat auch eigene Unternehmensprofile eingerichtet und moderiert Interessensgruppen, um hier Fachspezialisten bewusst anzusprechen. Blender werden rasch entlarvt.

Pichler:
Ja, gerade vorgestern hatte ich ein Interview mit einem Juristen, der hier wirklich dann im Gespräch als großer Flop sich entpuppt hat. Weil eben, was man hineininterpretiert hat, in das Profil, bei weitem nicht da war.

Moderation:
Damit Sie das Private vom Beruflichen leichter trennen können, hat Monster Worldwide Austria eine Applikation eingerichtet. Damit richten Bewerber einen eigenen, getrennten Businessauftritt auf Facebook ein. Worauf Unternehmen beim Businessauftritt potenzieller Mitarbeiter in den sozialen Netzwerken noch schauen?

Pichler:
Wir achten diesbezüglich auf ähnliche Dinge, wie wir es auch bei der klassischen Papierbewerbung tun. Nämlich, wenn ein Profil zu lange und zu ausschweifend ist, ist das sicher nicht passend. Wenn es unpassende, private Fotos vielleicht gibt, die mit einem etwaigen Stellenwechsel nichts zu tun haben. Lücken im Lebenslauf sind genauso ungeeignet, um attraktiv zu erscheinen.

Moderation:
Eine Faustregel: Überprüfen Sie Ihr Profil mindestens einmal monatlich auf Aktualität.

Welche Plattform aktuell oder in Zukunft die beste ist, Xing, Linkedin, Facebook oder Google+, ist kaum zu sagen. Sehr viele Internetnutzer verwenden mehrere. Da heißt es, den Überblick zu bewahren. Und aufzupassen, welche Kollegen man dann als Freunde eingeladen hat und umgekehrt.

Wiesinger:
Es ist aber auch gar nicht so wichtig, viele Freunde zu haben. Sondern es ist wichtig, die richtigen Freunde zu haben. Und die, die der Karriere auch nützen können. Und einfach aufzupassen, was man schreibt, weil das Netz einfach nichts vergisst. Und über Kollegen zu lästern oder über das aktuelle Unternehmen etwas zu sagen, was nicht gerade so gut ist, würde ich auch nicht empfehlen. Eben, weil das Netz nichts vergisst und das auch noch viel, viel später rekonstruiert werden kann. Selbst wenn man nicht seinen echten Namen verwendet, kann doch rückgeführt werden, wer das ist. Auch über die Freunde zum Beispiel.

Moderation:
Den perfekten Job nur über Facebook und Co. zu bekommen, ist freilich ein Wunschdenken. Der klassische Bewerbungsweg via E-Mail ist nach wie vor die Nummer eins. Und auch die Bewerbung über die Unternehmenswebsites ist mittlerweile ein ganz wichtiger Baustein.

Pichler:
Wir besetzen so ca. ein Viertel der offenen Positionen bereits ausschließlich über die Homepage. Das ist daher ein sehr wichtiges Recruitingtool, aber kein ausschließliches.

Moderation:
Und wie sieht es bei Bewerbung über Xing und Linkedin aus?

Pichler:
Vor zwei, drei Jahren war es noch eine Handvoll, inzwischen würde ich da schon einige Dutzend im Jahr glauben, dass wir über diese Medien gefunden haben.

Moderation:
Das heißt die Bedeutung steigt. Aber nicht nur Facebook und Google+ gehören zum sozialen Online-Netzwerken dazu.

Wiesinger:
Man kann sich auch in bestimmten Foren mit anderen austauschen. Aber das alles eben immer seriös. Ein Blog zu seinem eigenen Fachgebiet hilft sicher auch. Da kann man sich als Experte positionieren und den jetzigen als auch den potentiellen Arbeitgeber darauf aufmerksam machen. Und Social Media ist ja von Unternehmen ohnehin ein Thema, das gerade sehr aktuell ist und sehr stark ist. Auch die sind sicher dankbar, wenn sich aktuelle Mitarbeiter melden, dass sie mitarbeiten im Social Media-Team.

Moderation:
Bisher war nur die Rede davon, dass Unternehmen die Profile neuer Mitarbeiter durchforsten. Drehen wir den Spieß jetzt einmal um: Es gibt natürlich auch Portale wie „Kununu“, „Jobvoting“, „Kelzen“, „BizzWatch“ und „Mein Chef“, auf denen Arbeitnehmer ihr Unternehmen bewerten. Die größte deutschsprachige Plattform „Kununu“ kommt übrigens aus Österreich.

Wiesinger:
Es kommt natürlich darauf an, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen schon bewertet haben. Sind das aktuelle Mitarbeiter? Sind das ehemalige Mitarbeiter? Wenn man wirklich – aus meiner Sicht – ein gutes Bild über ein Unternehmen haben möchte, dann sollte man sich nicht rein auf diese Bewertungen verlassen. Weil natürlich dadurch, dass es anonym ist, auch viel im Affekt geschrieben werden kann. Möchte ich wirklich ein gutes Bild über ein Unternehmen haben, dann kann ich alle Social Media Kanäle nutzen – darunter auch XING – und schauen, wer bei dem Unternehmen arbeitet und jemanden mal unverbindlich anschreiben und nachfragen.

Moderation:
Na Lust auf einen Karriere-Push? Dann googeln Sie im Internet nach Ihrem Namen und überprüfen Sie, was über Sie im WWW steht. Und wenn Sie schon dabei sind: Aktualisieren Sie Ihr Profil - denn man kann ja nie wissen, vielleicht besucht Sie schon in Kürze ein potenzieller Arbeitgeber auf Facebook, Xing und Co!