O-Ton Tschiedl:
"Grüß Gott, meine Name ist Sigrid Tschiedl, ich freue mich, dass ich mit Ihnen über Selbstbewusstsein sprechen darf".

Moderation:
Selbstbewusstsein, wie es die WIFI-Trainerin Sigrid Tschiedl vorlebt, können Sie lernen. Schon wenige Tricks verbessern auch Ihren Auftritt. Dazu gehört beispielsweise das Ausatmen, wenn Sie zu sprechen beginnen. Bei aktivem Einatmen hebt sich automatisch die Stimme und Sie wirken viel nervöser. Auch die Körperhaltung beeinflusst Ihre Selbstdarstellung.

O-Ton Tschiedl:
Wenn man sich zum Beispiel hinstellt, hüftbreit die Beine, die Knie nicht ganz durchgestreckt, dann hat man eine relativ gute Chance, dass man einen nicht so schnell umwirft. Das kann man probieren. Also stellen Sie sich einmal hin, auf ein Bein ganz bequem, wenn dann ein kleiner Luftstoß kommt, fällt man relativ leicht um. Wenn man auf zwei Beinen steht, dann steht man sicher und sicher ist selbstbewusst. Die Hände kommen vor den Bauch, also direkt unter den Nabel, ein bisschen unter den Nabel, da ist die Körpermitte, das Körperzentrum und von dem aus gehen die Gestik und die überzeugende Körperhaltung, die überzeugende Körpersprache die ich brauche, damit ich was rüberbringe. Dehnen ist immer gut, schütteln, ausschütteln ist immer gut und lockern, dass die Schultern locker sind und frei und vor allem ausatmen.

Moderation:
Selbstbewusstsein hat nichts mit Selbstdarstellung zu tun. Nur Änderungen der Körperhaltung und der Aussprache sind zu wenig. Sie müssen auch Ihr Handeln reflektieren können. Denn wenn Sie eine klare Vorstellung von sich selbst und von Ihrer eigenen Wirkung auf andere haben und dazu stehen, dann sind Sie selbstbewusst!

Das bekräftigt auch der ehemalige Weltklasselangläufer Alois Stadlober.

O-Ton Stadlober:
Ich glaube die wichtigste Zutat ist einmal für ein gutes Selbstbewusstsein, dass man sich so akzeptiert wie man ist, mit allen Stärken und Schwächen und dann sollte man doch auch sehr kompetent sein, in dem was man tut oder auch spricht, das heißt also man muss von dem überzeugt sein.

Moderation:
Bis Stadlober sein großes Ziel - eine Goldmedaille - in der Tasche hatte, musste er einige Niederlagen verkraften.

O-Ton Alois Stadlober:
Der Rückschlag war sicher für mich 98 muss ich sagen bei den olympischen Winterspielen, weil ich einfach immer knapp dran war vielleicht der erste Österreicher zu sein, der eine Medaille bei Großereignissen macht … dann haben andere Österreicher die Medaille gemacht … man akzeptiert es, es sind meine Freunde gewesen, aber trotzdem hadert man mit dem Schicksal, warum man selber das nicht erreicht hat. Ich war damals auch krank, das war nicht die Ausrede dann, aber es war einfach für mich wieder dann in dieser Phase dann, man muss ja analysieren, man muss sagen, was war Schuld daran, das Ziel nicht erreicht zu haben und das war einfach bei mir so, also wenn man nicht topfit ist kann man nicht diese Leistung abrufen, da habe ich einfach gewusst, wenn ich gesund bin kann ich auch Großes erreichen und es war dann 99 soweit mit dem Weltmeistertitel in der Staffel und der Silbermedaille über 10 km im Einzel.

Moderation:
Angst vor Versagen haben viele und natürlich ist im Spitzensport Nervosität ein ständiger Begleiter. Stadlober findet nicht, dass Nervosität automatisch die Leistungsfähigkeit hemmt. Eine gewisse Anspannung gehöre für ihn dazu, um große Ziele ernsthaft zu erreichen. Zu groß darf dieser selbst auferlegte Druck aber nicht sein.

O-Ton Alois Stadlober:
Wenn ich einfach jetzt sage, ich will den Marathon, hobbymäßig bin ich einmal unter 2:30 gelaufen, wenn ich sage, ich möchte den jetzt noch einmal unter 2:30 laufen, dann werde ich das Ziel nicht erreichen und dann werde ich übernervös sein auch, also das hängt schon von dem ein bisschen ab auch, aber wie gesagt, eine gewisse Nervosität gehört dazu, mit dem Alter wird man eigentlich eh immer ein bisschen ruhiger.

O-Ton Tschiedl:
Also es gibt verschiedene Arten von Nervosität. Prüfungsangst, Auftrittsangst, Angst vor Konflikten und vor Gesprächen, aber alle haben gemeinsam, dass man Angst hat, vorm Versagen, dass man nervös ist vorm Scheitern und das kommt ja schon aus der Urzeit sozusagen, dass man in Situationen, wo man in eine Stresssituation gerät, entweder angreifen kann oder flüchten und da sind wir sehr oft in solchen Situationen. Du hast die Möglichkeit Angriff oder Flucht, nur, jetzt kann ich nicht flüchten, also muss ich was tun und die Nervosität ist eigentlich nur eine Form von Energie, die ich lernen muss zu nutzen und das Gleiche gilt für Rückschläge und für Kritik.

Moderation:
Regelmäßiges Training führt zum Erfolg. Üben Sie mit Menschen, denen Sie vertrauen und holen Sie sich von ihnen Feedback. Beobachten Sie sich im Spiegel, wie Ihre Mimik und die Körpersprache wirken. Und nehmen Sie einfach einmal Ihre eigene Stimme mit einem Tonbandgerät auf. Dann hören Sie zwischen den Zeilen, welche Wirkung Ihr Sprechen hat.

Und überhaupt: Haben Sie keine Angst, dass Sie durch Ihre Arbeit am Ihrem Selbstbewusstsein plötzlich zur Überschätzung neigen werden.

O-Ton Tschiedl:
Es gibt sehr wenig Leute, die sich selbst überschätzen, die vorher kein Selbstbewusstsein hatten. Aber es gibt zwei ganz, ganz klare einfache Möglichkeiten woran ich merke, dass ich mich selber überschätze. Das Erste ist, wenn ich keinen Fehler mehr zugeben kann, also weder vor mir noch vor anderen. Wenn ich fehlerlos bin, dann stimmt was nicht. Und das Zweite ist, wenn sich Menschen von mir abwenden und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, dann muss ich auch aufmerksam sein, weil Selbstbewusstsein wirkt anziehend, Selbstüberschätzung wirkt abstoßend.

O-Ton Stadlober:
Ja, eine gewisse Selbstüberschätzung, ab und zu gehört es ja dazu, weil Hermann Hesse sagt ja, man muss Großes wollen um Großes zu erreichen glaube ich. Wir sagen immer, die Ziele sollen erreichbar sein, wenn ich mir kleine Ziele nur setzen, werde ich auch nur kleine Ziele erreichen, das ist immer die Schwierigkeit, das Maß an Überschätzung darf nicht zu groß sein. Aber grundsätzlich war es im Sport sicher so da. Wenn man einfach glaubt, ich gehe in die Saison hinein, bin gut vorbereitet gewesen, habe mir gedacht so, ich muss jetzt schon die Medaille machen und dann war es halt wieder nicht so. Das Wichtige ist nur, dass man daraus lernt, dass man sich wieder zurückholt, die Ziele neu setzt und dann wieder weitermacht auch.

Moderation:
Sie haben Lust, mit einer weiteren Übung Ihr Selbstbewusstsein aufzupeppen? Kein Problem! Summen Sie in einer angenehmen Tonlage. Das entspannt die Stimmbänder und beruhigt ungemein.

O-Ton Tschiedl:
Also, jeder Mensch hat eine persönliche Stimmlage und die ermittle ich durch Summen. Am besten ist, man fängt ein bisschen höher an und kommt dann in eine Stimmlage wo man findet, das ist angenehm und dort bleibe ich dann und genieße das ein bisschen. Und dann muss der ganze Brustkorb vibrieren, das ganze Gesicht, das lockert die Gesichtsmuskeln auf, das entspannt die Stimme und das entspannt auch das Unterbewusstsein, ja.

Moderation:
Na dann, viel Erfolg bei der Arbeit an Ihrem Selbstvertrauen! Und vergessen Sie eines nicht vor Ihrem Auftritt: Mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen!