Moderator:
Die schlechte Nachricht zuerst: Wenn Sie Geschäfte in Italien machen wollen, geht das nicht ohne Grundkenntnisse der Sprache. Zumindest ein paar Brocken sollten Sie können, weil es im Land des Chianti und der Pasta nicht selbstverständlich ist, eine andere Fremdsprache zu beherrschen.

Die Gute Nachricht: Italiener sind gerade bei Sprachanfängern sehr hilfsbereit, wie WIFI-Trainerin Francesca Varadi bestätigt. Die Native-Speakerin rät aber davon ab, sich Floskeln für den raschen Verkaufserfolg anzueignen.

O-Ton Francesca Varadi:
Ganz allgemeine Floskeln über Small-Talk. Wie das Wetter ist und solche Sätze, alles andere rein zu übersetzen ist sehr gefährlich. Es gibt dann eine Reaktion und auf die Reaktion kann jemand der die Sprache noch nicht kann schwer eingehen. Dies führt zu einer Verwirrtheit.

Moderator:
Der Einsteiger soll sich beim Kennenlernen von Geschäftspartnern daher auf die bekannten Grußformen beschränken.

O-Ton Francesca Varadi:
„Buongiorno!“ „Come sta?“ „Come va?“ - Wie geht es Ihnen? „Arrividerci!“ Das sind die Üblichsten. Wenn man im selben Alter ist oder relativ jung kann man auch mit „Ciao!“ ganz einfach jemanden treffen. Das schafft gleich Sympathie und dann gleich ein bisschen mehr Beziehung.

Und auch auf die Gebärdensprache zu achten.Wenn ich jemand treffe, gebe ich immer die Hand und es ist auch üblich, dass man mit der anderen Hand den Arm nochmals greife. Um diese Bindung zu verstärken. Man soll nicht verschreckt sein, das ist eher positiv.

Moderator:
Körpersprache ist in Italien überhaupt sehr wichtig, ebenso Augenkontakt und Lächeln. Wenn Sie das berücksichtigen, haben Sie schon einen sehr guten Einstieg für eine zukünftige Zusammenarbeit geschaffen.

Beherrschen sollten Sie bei unserem südlichen Nachbarn auch die Tischetikette, meint Bestsellerautor Veit Heinichen. Der gebürtige Deutsche lebt seit Jahren in Triest, das auch Hauptschauplatz seiner Kriminalromane ist.

O-Ton Veit Heinichen:
Schauen Sie, Italien ist eigentlich ein relativ hierarchiefreies Land. Es ist durchaus möglich, dass der Generaldirektor mit dem Hausmeister einen Kaffee trinkt oder auch am Tisch sitzt und zusammen isst, es hängt natürlich auf die Lokalität ab. Und dann kommt noch dazu, dass man die Rechnung am Ende gemeinsam bezahlt, d.h. alla romana sagen wir hier dazu, d.h.  die Summe wird durch Kopfzahl geteilt und da kommt es nicht darauf an, ob man ein Glas Wein mehr getrunken hat oder der andere ein Teller weniger gegessen hat.

Moderator:
Möchten Sie Ihren Geschäftspartner zum Essen einladen, zahlen Sie auf keinen Fall am Tisch. Der Italienkenner geht zum Tresen, bestellt die Rechnung und bezahlt sie dort. Übrigens: Trotz Coperta, dem Zahlen des Tischgedecks, gibt man der Bedienung ein Trinkgeld, je nachdem wie gut das Service war.

Und noch etwas Wichtiges: Vermeiden Sie Themen wie Politik und Religion. Und loben Sie sich und Ihr Unternehmen nicht zu sehr. Das wird negativ gesehen, denn die Qualitäten zeigen sich im Laufe des Kennenlernens von selbst.

Bei Geschenken setzt Veit Heinichen auf die regionale Note.

O-Ton Veit Heinichen:
Kleine Aufmerksamkeiten sind durchaus gerne gesehen, bringen Sie etwas aus Ihrer Gegend, ihrem Land mit. Bringen Sie steirische Weine, Schinken aus Kärnten mit, bringen sie eine Schachtel Mozartkugeln mit oder einen schönen Bildband aus ihrer Stadt, das wird gerne gesehen. Übrigens, wenn sie dann einmal nach Hause eingeladen werden, zu ihrem Partner, dann sollten sie unbedingt etwas beisteuern.

Moderator:
Na, Lust bekommen auf „parlare italiano“? Auch wenn die Sprache beim kurzen Hinhören einfach klingt, lauern Fallen.

O-Ton Francesca Varadi:
Wenn man sich näher mit der Sprache beschäftigen will, ist es sehr wichtig, dass man sich eine richtige Grundlage aneignet, weil viele glauben, dass durch die Melodie der Sprache, dass Italienisch einfach ist, und man lernt einfach so vom Hören und Lesen. Das funktioniert nicht so. Das ist immer das große Problem. Wenn jemand so lernt, dann lernt man solche Fehler, und diese Fehler werden dann so eingefleischt, dass man die Fehler dann sehr schwer wegkriegt.

Wenn man sich wirklich mit der Sprache beschäftigen will, sollte man dies wirklich mit Sprachtrainern machen, die wissen worauf es ankommt.

Moderator:
Sind Sie dann sprachlich fit für den ersten Geschäftskontakt in Italien, bringen Sie dennoch eine Portion Geduld mit. Denn der Beziehungsaufbau ist in Italien sehr wichtig. Dafür braucht man Geduld und Zeit. Viele Dinge passieren langsam und ohne fixe Termine. Veit Heinichen rät, sich das Land und seine Menschen genau anzusehen.

O-Ton Veit Heinichen:
Sie werden vor allem lernen, dass all Ihre Klischees nicht stimmen, denn manche Dinge passieren hier besser als im Norden.

ACHTUNG: Die Transkripte werden direkt von den Audio-Interviews übernommen. Die Zitate können daher grammatikalische Fehler enthalten.