O-Ton Hadjari:
Willkommen beim Podcast Russisch oder für russischen Kurs.

Moderation:
Wodka, Kälte, grimmige Gesichter und Spionagefilme. Das verbinden viele Menschen mit Russland.  Das Land, dass sich über zwei Kontinente, Europa und Asien, erstreckt und durch die Beringstraße nur vier Kilometer von der US-Grenze entfernt liegt, hat eine Einwohnerzahl von rund 142 Millionen Menschen. Das entspricht neun Einwohnern pro Quadratmeter. WIFI-Trainerin Vera Hadjari ist in Russland aufgewachsen. Für sie sind die kulturellen Unterschiede im Vergleich zu Österreich allerdings nicht in Hollywood-Filmen zu finden.

O-Ton Hadjari:
Ja, also wenn man die anderen Personen begrüßt und wenn die Frauen dabei sind, dann reicht man normalerweise den Frauen nicht die Hand. In Österreich muss man einer Frau immer die Hand reichen und ja, man darf nicht beleidigt sein, das ist ganz normal. Also die Männer geben einander schon die Hände, Frauen nicken einander mit dem Kopf und das ist ganz normal dann. Ja, dann die Anrede Herr und Frau, das ist bei uns auch nicht typisch. Es ist typisch eine Person mit dem Vornamen und mit dem Vatersnamen anzusprechen. Zum Beispiel, ich nehme zwei deutsche Namen. Der Vater heißt Karl, die Tochter heißt Ingrid und wenn ich sie in Russland anspreche, dann sage ich Ingrid Karl und wenn es ein Mann ist, dann Franz Karl. Die Russen schauen ab und zu nicht traurig sondern unfreundlich, das fällt vielen Ausländern auf (lächelt), es ist nicht so. Das hängt davon ab, dass ja, dass die Winter sind kalt in Russland und ja, man ist einfach so. Wenn man einen Russen oder eine Russin anspricht, dann sind sie meistens freundlich und dann lächeln sie auch, also man braucht keine Angst zu haben, wenn eine Person nicht lächelt.

Moderation:
Um von A nach B zu kommen, benutzen die Russen gerne die öffentlichen Verkehrsmittel. In den 90er Jahren wurde in jeder Metropole mit einer Einwohnerzahl von mindestens einer Million Menschen eine U-Bahn errichtet. Heute gehören die einst guten Nahverkehrsmittel zu den Sehenswürdigkeiten. Sie wurden durch private Bus- oder Linientaxibetriebe ergänzt oder ersetzt und sind dadurch stark vom Zerfall bedroht. Eingefrorene Uhren sind in Sachen Pünktlichkeit hingegen kein Thema in Russland. Allerdings muss man beachten, dass sich Russen meistens pünktlich um eine Viertelstunde verspäten.

O-Ton Hadjari:
Es kann auch mehr sein, besonders bei den Frauen, aber viertel Stunde das ist normal. Das hängt vielleicht auch davon ab, dass man oft mit Verkehrsmitteln fährt und ja, das ist immer abhängig davon. Ja und man entschuldigt sich auch oft. Ich habe mich verspätet, weil der Bus so spät gekommen ist, ja, man muss das nicht immer unbedingt glauben.

Moderation:
So locker die Russen in Sachen Pünktlichkeit sind, so entspannt sind auch die Geschäftsessen: Man muss also keine Angst vor Fettnäpfchen haben meint Extremsportlerin und Wahl-Österreicherin Margarita Marbler.

O-Ton Marbler:
Ich denke mal, Sport, die sind sehr, sehr Fußball begeistert und die schauen alle möglichen Sportarten, Langlaufen und also alles was im Fernsehen sportlich läuft, da sitzen sie gerne vorm Fernseher. Politik, ja ich denke, das ist sicher auch ein Thema für jeden, weil es wird sehr viel verändert, da tun sie auch gerne zuhören, was da alles so abläuft. Und Kunst, ja das ist unterschiedlich, individuell und Witze, da sitzen sie auch total gerne vorm Fernseher. Da gibt es so spezielle Programme und ja, jeder Russe lacht sehr gerne.

O-Ton Hadjari:
Ja also ich würde sagen, es gibt keine Themen, die tabu sind. Über das Gehalt vielleicht fragt man nicht so direkt, aber wenn Sie fragen, dann ist auch nichts Böses dabei.

Moderation:
Natürlich freuen sich die Russen, wenn Touristen oder Geschäftspartner ihre Sprache sprechen. Margarita Marbler stammt aus St. Petersburg. Sie kennt die wichtigsten Redewendungen, um sich in Russland zurecht zu finden:

O-Ton Marbler:
„Pomogite“ - Das heißt "Hilfe, bitte helfen Sie mir" und ja, was kann man denn noch alles "Ich bin verloren" „Ya poteryal“ kommt drauf an weiblich oder männlich. Was würden wir noch brauchen „Ti informacia?“ "Wo ist die Information?"

O-Ton Hadjari:
Ich glaube, es ist wichtig immer jemanden auf Russisch begrüßen zu können, das Wichtigste, dass man immer sagen kann Zdravstvujte, das heißt "Grüß Gott", in jedem Geschäft, in jedem Hotel, in jedem Restaurant, da freut sich jeder darüber. Oder „Dobryj den'“, das ist im Laufe des Tages, das heißt "Guten Tag". Dann glaube ich die zwei Zauberwörter sind wichtig „Spasibo“ "Danke" und „Paschalusta“ "Bitte". Dann vielleicht „alles Gute“ wünschen, das heißt „Vsyo rozhdeniya“ und sich verabschieden „Do swidanija“ das reicht schon. Wenn wir uns noch vorstellen möchten, vielleicht kann man sagen „Menja zawut“, "Ich heiße" und wenn die andere Person auch eigenen Namen sagt, dann kann man sagen „Ochen priyatno“ "Sehr angenehm". Dazu kann ich auch was sagen. In Österreich ist es nicht so typisch „Ochen priyatno“ "Sehr angenehm" zu sagen, bei uns ist das ganz normal. Man kann zu den geschäftlichen Partnern das sagen und man kann auch zu den Freunden oder zu den Bekannten sagen, also das ist ganz normal dann.

Moderation:
Beim Geld hört sich Freundschaft bekanntermaßen auf. Bei Geschäftsessen sollten Sie in Russland unbedingt im Vorfeld abklären, wer die Rechnung übernimmt. Es ist nicht typisch in Russland getrennte Rechnungen zu haben.

O-Ton Hadjari:
Man sagt nicht einfach getrennt. Wenn es nicht besprochen wurde wer zahlt, dann übernimmt man abwechselnd die Rechnung. Wenn eine Seite einmal gezahlt hat, dann die andere Seite das andere Mal. Das ist schon wichtig. Also man muss immer besprechen, also normalerweise zahlt die einladende Seite, aber wenn es nicht besprochen wurde, man zahlt zum Beispiel einmal eine andere Seite zahlt das, ein anderes Mal die andere Seite, sonst ist das unhöflich, das empfinden die Russen einfach unhöflich. Und die Trinksprüche sind auch bei uns wichtig. Wenn man auf Gesundheit trinkt, dann sagt man „Sa sdarovje“. Ja sonst trinkt man auf Gastgeber, das ist normalerweise der erste Trinkspruch, dann trinkt man auf die Frauen, also alles was ihnen in den Sinn kommt.

Moderation:
Trinksprüche und gemeinsames Anstoßen ist in Russland also sehr wichtig. Eine Flasche Wodka steht immer am Tisch. Hadjari findet es jedoch schade, dass Russland deswegen immer mit Alkohol verbunden wird...

O-Ton Hadjari:
...weil es ist wirklich nicht so, dass jeder Russe unbedingt Wodka trinkt und dass jeder Russe ein Alkoholiker ist oder so. Die Russen trinken zu den gewissen Anlässen, wenn es Feiertag ist, wenn Gäste kommen und wenn Sie zu Gast in Russland sind, dann steht auf dem Tisch sicher sehr viel Essen und Wodka, weil es ein Nationalgetränk ist. Und man muss einfach aufpassen, dass man nicht viel zu viel Wodka trinkt. Und wenn Sie auch nein sagen, es wird niemand böse, das ist ganz normal, es wird akzeptiert.

Moderation:
Sie haben Lust auf Businesserfolge in Russland? Dann dürfen Sie auf keinen Fall eines vergessen:

O-Ton Hadjari:
Wörterbuch, also Wörterbuch ist ganz wichtig. Dann Reiseführer, damit man sich besser auskennen kann, dann, ja das hängt davon ab wohin möchten Sie reisen. Vielleicht Mückencreme, wenn Sie zu einem See oder zu einem Fluss fahren, es gibt viele Mücken, das hat mein Mann sogar gesagt, es ist ein Wahnsinn, so viele Mücken.

Moderation:
Wenn Sie bei Ihren Geschäftspartnern punkten möchten, bereiten Sie sich auf Ihren Besuch in Russland vor. Lesen Sie sich in die Geschichte, in die Geographie und in die Kultur des Landes ein. Sie werden sehen, die Russen freuen, sich, wenn Sie Interesse am Gastland zeigen. Na dann, alles Gute – oder wie die Russen sagen:

O-Ton Hadjari:
„Vsyo rozhdeniya“ - Alles Gute!

ACHTUNG: Die Transkripte werden direkt von den Audio-Interviews übernommen. Die Zitate können daher grammatikalische Fehler enthalten.