O-Ton Judith Engel:
Ein Projekt, auf das ich gerne und mit Stolz zurückblicke, ist eigentlich der Beginn eines Projektes, also es handelt sich um ein Bauprojekt dass in Wien mit den Wiener Linien und der ÖBB abgewickelt wurde oder begonnen wurde vielmehr. Damals herrschte die Meinung vor, dass zwei Firmen wie ÖBB und Wiener Linien gemeinsam sowieso kein Bauprojekt abwickeln können und schon gar nicht in der vorgesehenen Zeit. Das ist uns dann aufgrund der persönlichen Einstellungen der handelnden Personen trotzdem gelungen, die Behördenverfahren und die Planungen in der sehr sportlichen Zeit, erfolgreich über die Bühne zu bringen. Und wir konnten dann wiederum gemeinsam auch erfolgreich starten und es verläuft absolut im Zeitplan.

Moderator:
Projektmanagerin Judith Engel von der ÖBB-Infrastruktur Bau AG ist zu recht stolz auf dieses Projekt. Auch Bernhard Monai von SW-Umwelttechnik ist die Leitung von Großprojekten gewöhnt. So hat er den Bau von 200 Gewässerschutz-Anlagen für Österreichs Straßen mit einem Gesamtvolumen von weit über zehn Millionen Euro koordiniert. Und er weiß, warum das gerade beschriebene Projekt so erfolgreich war.

O-Ton Bernhard Monai:
Der positive Verlauf des Projektes war aus meiner Sicht im Vorfeld die Abklärung der Partner, die man hat. Ich sage immer aus der Erfahrung, die ich da mitbekommen habe: Es ist ganz, ganz wichtig, wenn du gute Partner hast in einem Projekt – und wir arbeiten sehr viel in Kooperation mit anderen Institutionen – dann ist das einfach ein erster Grundstein für ein gut gelingendes Projekt. Was auch noch wichtig ist: Das Projektmanagement muss einfach gehalten werden.

Moderator:
Aber was ist eigentlich ein Projekt? Laut DIN ist ein Projekt ein Vorhaben, bei dem innerhalb einer definierten Zeitspanne ein definiertes Ziel erreicht werden soll. Und es ist im Wesentlichen ein einmaliges Vorhaben. WIFI-Projektmanagement-Trainer Hans Köllich kennt die Schritte für einen erfolgreichen Projektablauf. Seiner Meinung nach ist der Start wesentlich, denn damit ist der erste Baustein gelegt.

O-Ton Hans Köllich:
Dann kommt die Planungsphase, wo wir uns ganz konkret beschäftigen, wie diese Landkarte eines Projektes ausschaut, wohin die Reise geht: mit Projektstrukturplan, Zeitplan, Ressourcenplanung.

Moderator:
Der Projektleiter kann mittels Controlling, den Überblick über den Projektverlauf behalten. Zum Controlling gehören Messeinrichtungen wie Statusberichte von den Projektmitarbeitern. Aber Kontrolle alleine reicht nicht aus.

O-Ton Hans Köllich:
Eine wichtige Säule ist der Bereich Koordination, wenn es um Änderungen geht. Wenn es irgendwelche Veränderungen der Pläne gibt, Terminüberschreitungen, Ressourcennotstände da sind, wird eben mit Controllinginstrumenten und Koordinationsinstrumenten ganz konkret dort nachgesteuert. Und die letzte Säule ist ein guter Abschluss.

Moderator:
Judith Engel, setzt bei Projekten vor allem auf drei Bereiche:

O-Ton Judith Engel:
Das wichtigste Handwerkzeug in meinem Projekt, das ein Bauprojekt ist und damit auch ein recht spezifisches Projekt, liegt in den Bereichen Kosten, Termine und Qualitäten, ich glaube so kann man dies übergreifend zusammenfassen. Bei den Terminen ist natürlich eine Terminplanung, Setzung von Meilensteinen, von Stop-and-Go Entscheidungen enorm wichtig, die laufende Verfolgung von Terminplanung durchaus auch sehr detailliert.

Moderator:
Die Rolle des Projektmanagers ist mitentscheidend für einen erfolgreichen Verlauf. Was ein Projektleiter können muss, verrät Hans Köllich.

O-Ton Hans Köllich:
Die wichtigsten Fähigkeiten eines Projektleiters sehe ich darin, dass dieser in erster Linie den Menschen in den Mittelpunkt rücken soll und ein bisschen Ahnung vom sozialen Gefüge haben soll, und auch ein wenig Ahnung über die Chemie zwischen den Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass der Erfolg eines Projektes zu 80 Prozent vom Menschen bestimmt wird und nicht von Projektmanagement-Werkzeugen. Und deshalb ist die soziale Kompetenz eine der wichtigsten Kompetenzen für einen Projektmanager.

Moderator:
Judith Engel warnt davor die Rolle des Projektleiter als Machtposition zu missbrauchen. Ihrer Ansicht nach ist Projektmanagement immer das managen von Personen und Persönlichkeiten und das kann man lernen.

O-Ton Judith Engel:
Der Grundstein für die Sozialkompetenzen im Projektmanagement liegt natürlich in der Ausbildung. Zum einen bei mir in der Ausbildung an der Universität beim Studium, zum anderen in einem WIFI Post graduated Studium. Ergänzt wird das dann noch bei mir durch laufende Kurse oder Seminare. Der überwiegende Teil der Sozialkompetenz kommt aber dann aus dem laufenden Geschäft, also aus eigenen Erfahrungen, Erfahrungen von Kollegen, abschauen von Kollegen, wie machen die das. Die prinzipielle Herangehensweise muss man mitbringen und insgesamt ist das Thema Sozialkompetenz ein permanentes Arbeiten an sich selbst.

Moderator:
Dies bestätigt auch Bernhard Monai.

O-Ton Bernhard Monai:
Tools kann man lernen, das ist richtig, ich glaube aber, das was man sich aneignen kann, und ein gewisses Talent dafür haben sollte, wenn man ein Projekt leitet, ist das Zwischenmenschliche. Wenn ich jetzt einen Themenbereich besprechen muss mit meinem Team, dann ist wichtig, dass das Team sich auf mich verlassen kann und umgekehrt genauso.