Moderator:
Schreckgespenst Wirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit soll in den kommenden Monaten auf einen Höchststand steigen. Den Job fürs Leben zu finden ist in der heutigen Arbeitswelt nur noch selten möglich. Hatten früher Angestellte zwischen ihrem 18. und 38. Lebensjahr zwei unterschiedliche Jobs, so sind es heute bis zu zehn – oft in völlig unterschiedlichen Berufszweigen. Wie kann ich aber meinen Traumjob finden und ihn dann auch langfristig für mich sichern? Für Martin Schoiswohl, Experte für Personal und Corporate Identity, muss jeder die Lösung bei sich selbst finden: nämlich im sogenannten Selfmarketing – indem man sich seiner Talente bewusst wird und diese auch umsetzt.

O-Ton Martin Schoiswohl:
Ich habe einmal eine Vision gehabt, dass ich im hohen Alter irgendwo am Berg sitze, runterschaue und meine Frau liest mein zuletzt erschienenes Buch – heißt ich muss irgendwann einmal ein Buch schreiben: Vision ist also das Buch: Ich habe dann als Ziel formuliert, vor meinem 40. Lebensjahr soll ein Buch erscheinen. Mein Verlag wundert sich heute noch. Er hat noch nie zu einem vereinbarten Termin ein Manuskript bekommen, das war bei mir eine Woche vor meinem 40 Lebensjahr. In der Zwischenzeit schreibe ich, glaube ich, am dritten oder vierten Buch. Es hat also funktioniert.

Moderator:
Wichtig ist, dass die eigenen Visionen auch realisiert werden können. Nur dann können Sie sich auch messbare Ziele, wie beispielsweise eben ein Buch zu schreiben oder eine Ausbildung abzuschließen, stecken. Und diese innerhalb einer gewissen Zeit, laut Schoiswohl etwa drei Jahre, zu erreichen. Das klassische Trennen von Beruf und Privatem ist dabei heute kaum mehr möglich, sagt Schoiswohl. Er unterscheidet zwischen vier Lebenswelten, die vier P des Selfmarketing.

O-Ton Martin Schoiswohl:
Das ist Person, Privacy, Profession and People. Das heißt, die Ich-Politik, die Privat- oder Familien-Politik, die Berufs-Politik oder meine Sozial-Politik. Und was ich mir dazu alles an Vision, Zielen, Maßnahmen heruntergeleitet habe, findet in diesen vier Bereichen statt. Bei mir war das Buchschreiben so ein Mittelding zwischen Beruf und auch etwas ganz persönlich für mich tun.

Moderator:
So mancher unter uns tut sich schwer, seine Talente zu finden. Beim Finden der Stärken können aber auch andere helfen, wie Klaus Fetka, WIFI-Trainer und Human Ressource-Manager bei Porsche Inter Auto, weiß.

O-Ton Klaus Fetka:
Stärken von Mitarbeitern erkennt man im guten Unternehmen so, dass man natürlich immer regelmäßige Potenzialeinschätzungen macht, Potenzialeinschätzungen können durch individuelle Beobachtungen passieren, durch den Vorgesetzten, durch Kollegen, aber natürlich gibt es auch professionelle Potenzialeinschätzungsinstrumente, die immer wieder angewendet werden, um einfach darauf zu kommen, wo ist jemand gut und wo ist Entwicklungsbedarf. Heute sind alle Potenzialeinschätzungstest natürlich EDV-unterstützt, anders geht es auch nicht mehr. Und die Auswertung erfolgt dann via Internet durch Datensysteme.

Moderator:
Nicht nur elektronische Instrumente helfen, die Stärken jedes einzelnen zu finden, auch Menschen in der unmittelbaren Umgebung können das – Mentoren beispielsweise. Sie erkennen nicht nur die Potenziale, sondern geben Ihnen auch konstruktives Feedback. Wenn Sie wissen, was Sie wollen, tun Sie sich bei der Lebens- und Karriereplanung leichter. Welche Eigenschaften fürs bestehende oder neue Unternehmen die wichtigsten sind, hängt natürlich auch vom Unternehmen ab. Je flexibler Sie in Ihrem Denken und Handeln sind, desto besser sind auch die Chancen.

O-Ton Klaus Fetka:
Die wichtigsten Schlagworte, um für sich perfekt agieren zu können, ist sicher bei großen Unternehmen die Mobilität. Je mobiler ich bin, desto größer sind auch meine Chancen für Weiterentwicklung, desto größer sind meine Chancen andere Jobs wahrzunehmen. Wenn ich in einem mittelständischen Unternehmen arbeite, dann wird es sicher die Arbeitsflexibilität sein. Heute redet man schon sehr stark davon, dass wir nicht nur Spezialisten brauchen, sondern Leute die in mehreren Abteilungen flexibel arbeiten können und die vor allem auch bereit sind dafür zu arbeiten.

Moderator:
Flexibilität ist das Zauberwort der heutigen Zeit. Übliche Entlohnungs-, Arbeitszeit- und Versicherungssysteme verschieben sich. Und Ihre ursprüngliche Ausbildung wird Sie kein ganzes Berufsleben lang ernähren. Experten sprechen hier von der Halbwertszeit von Berufsbildern.

O-Ton Klaus Fetka:
Ich glaube, Wissen, das man sich aneignet, kann maximal nur drei bis fünf Jahre aktuell sein, dann gibt es wieder etwas Neues. Die Welt dreht sich einfach schnell, wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Wichtig ist aber, dass man sich nicht nur darauf verlässt, dass das Unternehmen einem Weiterbildungsmaßnahmen anbietet, sondern das man selbst aktiv schaut, wie kann ich mich weiterbilden, wo kann ich mir die Themen für Bildung aneignen, denn Bildung ist in der Selbstverantwortung jedes einzelnen und darauf muss jeder selbst schauen.

Moderator:
Selbstverantwortung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Lebens- und somit auch Karriereplanung – und das unabhängig von der Wirtschaftskrise.

O-Ton Martin Schoiswohl:
Der Schlüssel bei der ganzen Thematik ist, dass du unabhängig von der Krise erkennst, dass du zwei Chancen hast: Entweder du lebst oder du wirst gelebt. Wenn du gelebt wirst – das ist so der Klassiker –, wie geht es mir? Und die Antwort ist: So wie die anderen wollen. Da muss ich einfach sagen, ok da hast du nicht erkannt, wie das Leben funktioniert. Wir dürfen ja nicht immer von diesem Mega-Wahnsinnsreichtum träumen, sondern der Erfolg ist, wenn ich ein sehr geregeltes, glücklich, zufriedenes Leben führe, wo ich sage: Hm, das ist eigentlich nicht so schlecht. Das hängt mit der Unterscheidung zwischen Erwartungshaltung und -erfüllung ab.

Moderator:
Die laufende Definition von Zielen und das tatsächliche Umsetzen sind der Schlüssel zum Erfolg im Berufsleben. Damit können Sie auch in Zukunft dem Gespenst Arbeitslosigkeit den Schrecken nehmen.

Outro